WOW-Stories: Meine Empfehlungen für 2022


Podcasts und Filme, die ich Ihnen ans Herz lege ...

  • Hörbilder - Der Podcast für Kunstliebhaber und Banausen. Das Konzept ist einfach: zwei Männer - der eine hat Ahnung (weil Galerist), der andere nicht (weil Musiker) - unterhalten sich über ein Bild. Der eine will ein Bild kaufen, der andere verkaufen. Allein aus dieser Konstellation ergeben sich schon launige Gespräche. Aber dann galoppiert die Unterhaltung einfach irgendwohin - ins Irrinnige und fast Wahnsinnige. Die zum Kauf vorgeschlagenen Bilder werden dem Zuhörer zwar beschrieben - doch die Beschreibungen verleiten dazu, weiter zu denken, Geschichten zu erfinden und sich einfach in tolldreisten Interpretationen zu vergaloppieren. Daraus wird ein launiger Talk - der seinen Gipfel findet, wenn man sich hinterher das tatsächliche Bild dann ansieht und die eigene Vorstellungskraft mit der Realität vergleicht. Wahnsinn. Ach übrigens: Timo Blunck hat immer noch nicht gekauft. Sein Freund und Gallerist Jürgen Nerger hat immer noch nicht aufgegeben und wohl noch den einen oder anderen Vorschlag im Keller. Für Stoff zu weiteren Episoden von "Hörbilder" sollte gesorgt sein.

  • Klassik für Klugscheisser. Wer verursachte die größten Skandale der Musikgeschichte? Welche Rolle spielen Tiere in der klassischen Musik? Wieso nehmen Orgeln eine Sonderstellung in der Musik ein und wo hängt die größte Glocke der Welt? Alles Fragen, die man im Podcast "Klassik für Klugscheißer" beantwortet bekommt - und das auf eine sehr nette und sympathische Art und Weise. Den beiden Moderatoren des BR-Podcasts gelingt es, Klassische Musik von ihrem Podest zu reißen und mit flachen Witzen und infantilen Wortspielen den Ernst zu nehmen. Wunderbar unterhaltsam und seicht  ... gut anzuhören und man lernt auch noch was nebenbei.

Filme - für Storyteller und Filmfans

  • Voir: die Filmkunst der Moderne - von David Fincher | Netflix | 6 Episoden. Treffender als Susan Vahabzadeh in der SZ kann man diese kleine Serie an Filmessays nicht beschreiben: "Eine kleine Schule des Sehens: David Finchers Essay-Serie "Voir: Die Filmkunst der Moderne" auf Netflix spürt dem Zauber des Kinos nach."Netflix selbst beschreibt seine Serie folgendermaßen: In dieser Sammlung visueller Meisterwerke beleuchten Filmliebhaber Momente der Filmkunst, die sie begeisterten, verdutzten, herausforderten und für immer veränderten." Für alle, die sich in ihrer Liebe zum Film bestätigt sehen wollen und für alle, die das Medium Kino besser verstehen wollen, ist diese Serie ein kleine Wunderwerk und absolut sehenswert.

  • The Beatles: Get Back - ein Dokumentarfilm von Peter Jackson in drei Teilen | Disney+ | 468 Min. Wer bisher kein Beatles-Fan war, der sollte sich diese Dokumentation ansehen. Und Beatles-Fans ohnehin. Obwohl es schon ein Monsterwerk ist und ziemlich Ausdauer braucht. Aber die lohnt sich. Oscar-Preisträger Peter Jackson, eigentlich bekannt für die legendäre "Herr der Ringe"-Triologie, hat 56 Film- und 140 Stunden Audiomaterial gesichtet und zu einer faszinierenden Dokumentation über die woh berühmteste Popband des letzten Jahrhunderts zusammengefasst. Ein Glücksfall für Jackson, dem Originalaufnahmen aus dem Jahr 1969 zur Verfügung gestellt wurden, in denen die Band über vier Wochen lang bei Proben begleitet wurden und auch bein den Vorbereitungen für das berühmte Rooftop Concert am 30. Januar 1969 in London.

    Das Spannende an der Dokumentation? Der historische Bezug. Heute wissen wir, welche Bedeutung dieses Konzert und auch die Wochen dafür für die Beatles hatten. Damals, als die Aufnahmen entstanden, wusste man das nicht. Niemand konnte ahnen, dass diese Wochen das Ende der Zusammenarbeit sein werden und dass dieses Konzert auch das letzte sein wird. Und doch hat man das Gefühl, dass die vier Protagonisten - Paul, John, Rigo und Georg - es irgendwie ahnen. Man ist also Zeitzeuge für die kleinen Streitereien, man betrachtet den Auftritt der Frauen und Freundinnen unter anderem Licht und man interpretiert in die Scherze und Gesten zwischen den vier Bandmitglieder viel mehr hinein, als damals zu sehen war. Das macht die Doku ungemein spannend - die Konstellation der Protagonisten vor dem historischen Hintergund - clever  komponiert von Peter Jackson.

    Sollte man sich aber nur aus historischen Gründen diese sechs Stunden Filmdoku ansehen? Oh nein - das steckt so viel mehr drin: der eigentliche Anlass, sich diese Dokumentation anzusehen ist die Tatsache, dass man live bei einem Kreativprozess dabei ist. Man kann direkt miterleben, wie vier unterschiedliche Künstler - solo und dann doch im Team arbeiten, sich zusammen raufen - etwas erschaffen - komponieren - das zum Meisterwerk wird (u.a. die Songs "Get Back" oder "Don´t let me down"). Fantastisch zu sehen, wie aus Improvisation, Exertise, Eingebung, vor allem aber viel viel viel Fleiss und Arbeit am Ende Kunst entsteht. Besonders Paul McCartney ist es, der immer wieder sagt "Let´s do it once again", der sich nie zufrieden gibt mit der letzten Version und noch perfekter werden will. Diese Filmaufnahmen sind der Beweis, dass Kunst nicht einfach so - als plötzlicher Einfall unter der Dusche - entsteht. Zum Hit ist es ein langer Weg - und seine Macher sind Perfektionisten. 

    Ach und dann ist da aber auch diese wunderbare Ruhe des Dokumentarfilms. Peter Jackson gibt diesem Film ganz und gar das Tempo, das er braucht. Hier springen keine Orks durchs Bild und niemand ist mit einem unsäglichen Ring am Hals auf Heldenreise. Und doch gelingt es ihm am Ende jedes Teils einen kleinen Cliffhanger einzubauen und einen Spannungsbogen zu erzeugen. Eine großartige Leistung - denn durch so viel Material muss man sich erst einmal durchwühlen - und daraus eine sinnvolle "Erzählung" schaffen. Ein fantastischer Film - der jeden, der ihn gesehen hat, zum Fan macht - zum Fan von Jackson, vor allem aber zum Fan der Beatles. Daher ist selbst der Filmtitel ganz hervorragend gewählt: Get Back. Denn viele haben diese Band wohl schon vergessen. Was für ein Fehler.

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