Anschlussfähig sein: Zeitgeist als Bildkonzept für visuelles Storytelling

 

Ein deutscher Exportschlager: Zeitgeist

Das deutsche Wort »Zeitgeist« es wurde als Lehnwort ins Englische übernommen und gelangte von dort in zahlreiche weitere Sprachen. Allem Anschein nach gibt es kein besseres Wort als den von Gottfried Herder 1769 erstmals verwendeten Begriff, um zu beschreiben, was Denkart, Konvention, Trend, Ausrichtung sowie Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Generation und dem jeweiligen Zeitalter ausmacht.

Bilder, die mit »Zeitgeist« arbeiten, sind aktuell und kulturell höchst relevant. Sie beziehen sich auf Themen und Ereignisse, die der Betrachter bereits aus einem anderen Kontext kennt, und arbeiten mit genau diesem Wissen.

»Zeitgeist«-Bilder sind Referenzen und Zitate. Sie kopieren und kombinieren. Passend zum Zeitgeist des 21. Jahrhunderts sind sie Remixe und Mashups. Sie sind humorvoll und ironisch, arbeiten subtil und subversiv. Und sie schrecken vor keinem Themenzusammenhang zurück. Schamlos bedienen sie sich aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus Kunst, Sport, Wirtschaft, Politik oder auch Geschichte. »Zeitgeist«-Bilder fordern vom Rezipienten Denkbereitschaft und Kontextwissen. Oft erschließt sich ein Bild erst auf den zweiten Blick. Erst durch Zusatzwissen offenbart sich die Geschichte dahinter.

So setzt mars mit seinen Schokolinsen m&m darauf, dass jedermann und jede Frau den berühmte Fußabdruck von Neil Armstrong auf dem Mond 1969 kennt. Zu Recht, denn das entsprechende Bild hat sich tief in unser visuelles Gedächtnis eingegraben hat.

 

Bild: Visual Storytelling, O´Reilly


Auch Marilyn Monroes Rockaufschlag, ein Bild aus dem Film »Das verflixte 7. Jahr« von Billy Wilder aus dem Jahr 1955, gehört zu den ikonischen Bildern des 20. Jahrhunderts. Das Pharmaunternehmen Bayer vertraut in seiner Video-Geschichte »Red Carpet« für das Medikament Lefax auf die Wiedererkennung und den berühmten »Marilyn-Effekt«.

Bild: Visual Storytelling, O´Reilly

»Zeitgeist«-Bilder schrecken auch vor Stereotypem und Klischees nicht zurück – mit Erfolg, wie die Sportmarke Mammut mit ihrem Bild »Bed of Ropes« beweist (das beste Werbefoto des Jahres 2013!): Der Bergausrüster bettete die Kletterweltmeisterin Anna Stöhr nicht auf Rosen, sondern legte sie auf ein 1,5 Kilometer langes rotes Kletterseil und zitierte damit das Filmplakat zu »American Beauty« aus dem Jahr 1999, das wiederum eine Anspielung auf das berühmte Bild »Bed of Roses« mit Bette Midler von Annie Leibovitz war.

Und »Zeitgeist«-Konzepte funktionieren nicht nur bei Fotos, sondern auch im Video, wie folgende Beispiele von GE zeigen. Die Kampagne »Brilliant Machines« zitiert populäre Filme wie »Back to the Future« oder »Matrix« und inszeniert sie neu mit GE Hintergrundinformationen.


Videotipp: Die russische Künstlerin Uldus Bakhtiozina macht in ihrer ironischen Fotokunst auf die Stereotype ihres Heimatlandes Russland aufmerksam – visuelles Storytelling, politisch eingesetzt – ein TED-Talk der ganz anderen Art.

Also, schauen Sie sich um. Machen Sie sich vertraut mit dem Zeitgeist. Setzen Sie auf aktuelle Trends, Popkultur und populäre Stories – und nutzen Sie das Vorwissen Ihrer Zielgruppe.

Zeitgeister sind

  • subtil und subversiv
  • humorvoll und ironisch
  • mutig und schamlos
  • Zitate und Referenzen
  • Kontext und intertextuell
  • Kombinierer und Kopierer
  • Mashups und Remixes
  • Popart und Zeitgeschichte


Sie suchen noch mehr Praxisbeispiele zum Thema Storytelling und Visual Storytelling für Ihre Unternehmenskommunikation und Ihr Marketing? Dann lesen Sie weiter in dem Buch, aus dem dieser Text stammt: „Visual Storytelling: Visuelles Erzählen in PR und Marketing“ von Petra Sammer und Ulrike Heppel, Verlag O´Reilly. – oder auf diesem Blog: Amazing Stories


Photo by Andrijana Bozic on Unsplash




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