Surviving Corona – Über Bücher und Literatur in einer ganz besonderen Zeit
Oder sind es die großen Geschichten, die Dramen und Romane, die die Zeit überdauerten und bereits Generationen vor uns Trost spendeten? Zu neuer Popularität gelangte jetzt zum Beispiel „Die Pest“ von Albert Camus. Der Roman von 1947 ist eigentlich als Kriegsallegorie zu verstehen, hört sich heute aber an wie eine Livereportage zum Covid-19-Lockdown.
„Anhören“ ist das richtige Stichwort, denn, wer zuhause bleibt, greift jetzt nicht nur zum Buch, sondern auch zum Hörbuch. Der Absatz von Hörbüchern ist während des Lockdowns massiv gestiegen. Und selbstverständlich hat Audible das Werk von Camus auch im Angebot.
Die letzte Woche meines CreativeCoronaMay widme ich dem Thema „Buch & Literatur“. Diese Woche habe ich mir angesehen, was die Pandemie mit dem Literaturbetrieb gemacht hat - und mit uns Lesern und Leserinnen.
Als Autorin kann ich mich gut in Kolleg*innen hineinversetzen, die jetzt ein Buch publizieren wollten. Es schmerzt und ist einfach nur brutal, wenn man sein neues Werk präsentieren will und keiner kann kommen. Welch Glücksfall war es da, dass zwei meiner Freundinnen ihr kleines Büchlein „Fuck the Falten: Wild bleiben statt alt werden“, erschienen im Gräfe & Unzer Verlag, gerade noch rechtzeitig – vor Corona - auf den Markt bringen konnten. Am 6. März 2020 gab es die Buchpremiere auf der „kleinsten Bühne der Welt“ bei Lakoula – vor Publikum. Völlig undenkbar eine Woche später.
Und so deckten wir uns ein – mit Büchern. Man wusste ja nicht, wie lange das dauern würde. In den sechs Wochen des Lockdowns hat so mancher mehr Bücher gelesen, als in seinem ganzen Leben davor. Man verschenkte Bücher. Neue, die von der lokalen Buchhändlerin freundlicherweise per Fahrrad geliefert wurden. Oder gebrauchte Bücher … jetzt war ja Zeit zum Ausmisten. Und man bekam Bücher geschenkt. Mit der Widmung „Ostern 2020, das wir nie vergessen werden“ – schenkte mir eine Freundin von Philipp Tingler: „Rate, wer zum Essen bleibt“ aus dem Verlag Kein & Aber. Besser kann man die Situation nicht kommentieren.
„Anhören“ ist das richtige Stichwort, denn, wer zuhause bleibt, greift jetzt nicht nur zum Buch, sondern auch zum Hörbuch. Der Absatz von Hörbüchern ist während des Lockdowns massiv gestiegen. Und selbstverständlich hat Audible das Werk von Camus auch im Angebot.
Die letzte Woche meines CreativeCoronaMay widme ich dem Thema „Buch & Literatur“. Diese Woche habe ich mir angesehen, was die Pandemie mit dem Literaturbetrieb gemacht hat - und mit uns Lesern und Leserinnen.
Aus is und gar is, dass wahr is ...
Am 3. März 2020, zehn Tage vor dem offiziellen Start, wurde die Leipziger Buchmesse abgesagt. Es war eine der ersten Schocknachrichten zu Beginn der Krise. Unzählige Absagen folgten. Großveranstaltungen, Kleinevents, Lesungen und Buchtourneen wurden verschoben oder komplett abgesagt. Bibliotheken machten dicht und Buchläden schlossen.Als Autorin kann ich mich gut in Kolleg*innen hineinversetzen, die jetzt ein Buch publizieren wollten. Es schmerzt und ist einfach nur brutal, wenn man sein neues Werk präsentieren will und keiner kann kommen. Welch Glücksfall war es da, dass zwei meiner Freundinnen ihr kleines Büchlein „Fuck the Falten: Wild bleiben statt alt werden“, erschienen im Gräfe & Unzer Verlag, gerade noch rechtzeitig – vor Corona - auf den Markt bringen konnten. Am 6. März 2020 gab es die Buchpremiere auf der „kleinsten Bühne der Welt“ bei Lakoula – vor Publikum. Völlig undenkbar eine Woche später.
Und so deckten wir uns ein – mit Büchern. Man wusste ja nicht, wie lange das dauern würde. In den sechs Wochen des Lockdowns hat so mancher mehr Bücher gelesen, als in seinem ganzen Leben davor. Man verschenkte Bücher. Neue, die von der lokalen Buchhändlerin freundlicherweise per Fahrrad geliefert wurden. Oder gebrauchte Bücher … jetzt war ja Zeit zum Ausmisten. Und man bekam Bücher geschenkt. Mit der Widmung „Ostern 2020, das wir nie vergessen werden“ – schenkte mir eine Freundin von Philipp Tingler: „Rate, wer zum Essen bleibt“ aus dem Verlag Kein & Aber. Besser kann man die Situation nicht kommentieren.
Literatur im Netz
Wenn man ehrlich ist, waren wir aber irgendwie too busy, um wirklich viel zu lesen, oder? Stattdessen ließen wir uns im Netz treiben. Lieber bei einem der vielen Bookstagrammer ein Buch angucken, als es selbst zu lesen. Und nach ein paar Tagen wusste man gar nicht mehr, ob man es nicht doch gelesen hatte.Oder auf Facebook auf Entdeckungsreise gehen. Der Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben liest zum Beispiel live auf Facebook aus seinem Buch „Weißt du, wo die Tiere wohnen“ und nimmt uns mit in den Wald. Ein Waldspaziergang als Lesung … auch ein Event. Geht doch.
Oder aber man abonniert den Twitter-Feed von Sir Patrick Stewart. Die meisten kennen den Schauspieler als Captain Jean Luc Picard vom Raumschiff Enterprise oder als Professor Charles Xavier, der in der X-Men-Serie eine Schule für Mutanten leitet. Stewart ist aber vor allem und in erster Linie Shakespeare-Interpret. Seit 1966 ist er Darsteller der Royal Shakespeare Company, bis 1982 war er im Kernteam dieser respektablen Institution und heute ist er Honorary Associate Artist. Und daher ist es natürlich ein Fest und eine Freude, seinem Twitterfeed @sirpatstew zu folgen. Jeden Tag liest Stewart seinen Fans ein Shakespeare-Sonnet vor. Bis 22. März 2020 waren das bereits 63. Und wenn man sieht, dass über 2.200 Menschen diese kleinen Lesungen liken und weiterleiten, ist auch klar, dass er nicht so bald damit aufhören kann.
Man sollte sich verlieren in diesen unvergänglichen Stoffen und die Ohren verschließen vor dem Hier und Jetzt, das sich – narrativ – derzeit füllt mit unnützem Stoff, mit lauter Banalität, vergänglich Kuriosem und dummen Gerüchten und Verschwörungstheorien. Immer lauter werden die Schwätzer, die sich dummdreiste Geschichten ausdenken. Alles, nur um sich einen Reim zu machen auf die Pandemie, die so schwer verständlich und vor allem so schwer zu akzeptieren ist.
Oder aber man abonniert den Twitter-Feed von Sir Patrick Stewart. Die meisten kennen den Schauspieler als Captain Jean Luc Picard vom Raumschiff Enterprise oder als Professor Charles Xavier, der in der X-Men-Serie eine Schule für Mutanten leitet. Stewart ist aber vor allem und in erster Linie Shakespeare-Interpret. Seit 1966 ist er Darsteller der Royal Shakespeare Company, bis 1982 war er im Kernteam dieser respektablen Institution und heute ist er Honorary Associate Artist. Und daher ist es natürlich ein Fest und eine Freude, seinem Twitterfeed @sirpatstew zu folgen. Jeden Tag liest Stewart seinen Fans ein Shakespeare-Sonnet vor. Bis 22. März 2020 waren das bereits 63. Und wenn man sieht, dass über 2.200 Menschen diese kleinen Lesungen liken und weiterleiten, ist auch klar, dass er nicht so bald damit aufhören kann.
Die alten Meister
Es sind anscheinend also doch die großen Dramen und Dramatiker, die uns in dieser Zeit trösten. Und wir müssen nicht nach England gucken, haben wir doch selbst einen Titanen der Literatur: wer sie verpasst hatte, für den war jetzt genau die richtige Zeit, um die Goethe- und Faust-Ausstellung in der Münchner Kunsthalle nochmals zu besuchen. Online und virtuell natürlich, denn „Du bist Faust“ gibt es als VR-Rundgang. Der Stoff hat selbstverständlich nicht an Dramatik und Aktualität verloren. Umgucken und vor allem reinhören ist hier ein Genuss.Man sollte sich verlieren in diesen unvergänglichen Stoffen und die Ohren verschließen vor dem Hier und Jetzt, das sich – narrativ – derzeit füllt mit unnützem Stoff, mit lauter Banalität, vergänglich Kuriosem und dummen Gerüchten und Verschwörungstheorien. Immer lauter werden die Schwätzer, die sich dummdreiste Geschichten ausdenken. Alles, nur um sich einen Reim zu machen auf die Pandemie, die so schwer verständlich und vor allem so schwer zu akzeptieren ist.
Längst werden die Ausgangsbeschränkungen und Corona-Regeln – das „new normal“ – an das wir uns gewöhnen müssen, bis ein Medikament oder ein Impfstoff gefunden ist, verglichen mit einem weiteren Literaturklassiker, mit Georg Orwells „1984“. Really? Na dann sollte man das Buch auf jeden Fall auch mal lesen.
"Almost ashamed..."
Ach und all die Kritik und der laute Protest werden bald der Vergangenheit angehören – denn es geht voran. Gestern meldeten sich die Veranstalter der Frankfurter Buchmesse. Das Oktoberfest 2020 in München ist zwar abgesagt, aber die Buchmesse wird stattfinden. Vom 14. bis 18. Oktober 2020 werden sich die Hallen in Frankfurt füllen – etwas auf Abstand, aber der Buchbetrieb nimmt wieder Fahrt auf.So wie das ganze Leben.
Es scheint, wir haben es überstanden.
Im Winter 1893 steckte Kapitän Fridtjof Nansen mit seiner dreizehnköpfigen Besatzung der 'Fram' im Packeis der Arktis fest. Und das mit Absicht. Denn die Idee des Polarforschers war es, so weit nördlich zu fahren wie möglich, sich mit dem Schiff einfrieren zu lassen und mit dem Eis in Richtung Nordpol driften zu lassen. Die 'Fram' war für dieses Abenteuer bestens gerüstet und auch ansonsten hatte Nansen diese Expedition so gut vorbereitet, dass sie bis heute Polarmissionen und auch Weltraumexpeditionen als Vorbild dient.
Mitten auf dieser Reise, am 28. Dezember 1893, saß Fridtjof Nansen in seiner Kajüte und las in den Aufzeichnungen eines anderen Polarforschers: Elisha Kent Kane. Dieser hatte sich vierzig Jahre vorher, 1852 bis 1855, auf die Suche nach Sir John Franklin gemacht, der seit seiner Suche nach einer Nordwestpassage als vermisst galt. Kane und die sechzehn Mann auf der 'Advance' gerieten auf ihrer Suche nach Franklin ebenso ins Packeis und durchlitten aufgrund der Isolation und Einsamkeit eine furchtbare Zeit.
In fast gleicher Situation – vierzig Jahre später – notierte Fridtjof Nansen: “I am reading the story of Kane´s expedition just now. Unfortunate man (…) Almost all the dogs died of bad food; all the men had scurvy from the same cause, with snow-blindness, frost-bites, and all kinds of miseries. He learned a wholesome awe of the Arctic night, and one can hardly wonder at it. He writes on page 173: `I feel that we are fighting the battle of life at disadvantage, and that an Arctic day and an Arctic night age a man more rapidly and harshly than a year anywhere else in this weary world.´ In another place he writes that it is impossible for civilized men not to suffer in such circumstances. These were sad but by no means unique experiences.” (Nansen 1897)
Im Gegensatz zu Kane war Nansen in einer ganz anderen Lage: „Nansen (…) and his crew had experienced no aging or weakening influences; to the contrary, the quiet and regular life onboard the 'Fram' made him feel younger and more refreshed than ever before (…) “I am almost ashamed of the life we lead, with none of those darkly painted sufferings on the long winter night which are indispensable to a properly exiting Arctic expedition. We shall have nothing to write about when we get home. I may say the same of my comrades as I have said for myself; they all look healthy, fat, in good condition; none of the traditional pale, hollow faces; no low spirits – any one hearing the laughter that goes on in the saloon, the fall of greasy cards, etc., would be in no doubt about this. But how, indeed, should there be any illness? With the best of food of every kind, so much of it as we want, and constant variety, so that even the most fastidious cannot tire of it; good shelter, good clothing, good ventilation, exercise in the open air ad libitum, no over-exertion in the way of work, instructive and amusing books of every kind, relaxation in the shape of cards, chess, dominoes, halma, music and story-telling – how should anyone be ill. Every now and then I hear remarks expressive of perfect satisfaction with the life.” (Nansen 1897)
Jack Stuster läutet mit dieser Episode den Schluss seines Buches „Bold Endeavors“ ein. Ein Buch, das jeder professionelle Polarforscher und Astronaut wohl mindestens einmal in Händen hielt, denn es zeigt anhand herausragender Expeditionen und Space-Missionen, unter welchen Bedingungen Menschen auf engstem Raum erfolgreich zusammenarbeiten, leben und überleben können.
Mit der Episode über den lesenden Nansen, der ein schlechtes Gewissen hat, weil es ihm und seiner Crew im arktischen Winter so gut geht, beendet Stuster sein Buch und will damit Mut machen und Hoffnung geben, dass so manche Expedition in der Zukunft - wie zum Beispiel eine Mars-Expedition - vielleicht angenehmer und entspannter ablaufen könnte als bisher gedacht. Stuster schrieb seinen Bestseller 1996 und hätte sich wohl niemals träumen lassen, dass er aufgrund einer weltweiten Pandemie auch außerhalb der Fachwelt von Polarforschern und Astronauten derart für Furore sorgen würde. Doch Corona zwang uns eben schnell zu lernen, wie man auf engstem Raum für längere Zeit unter limitierten Umständen zusammenleben und überleben kann.
Und aus diesem Anlass – aus purer Neugierde – habe auch ich es gelesen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Polarforscher Ende des 19. Jahrhunderts – am obersten Ende der Welt – genau die gleichen Gedanken hatte, wie ich während der Corona-Krise. Hatten wir nicht auch eine wunderbare Zeit während des Lockdowns? Jeden Abend großartiges Essen, viel Zeit zu lesen, fernzusehen und nachzudenken. Kam uns unsere Wohnung nicht auch wie ein im Packeis festsitzendes Schiff vor, das langsam vor sich hintreibt? Und hat sich diese Ruhe nicht auch irgendwie auf uns übertragen? Hatte die Krise nicht doch auch etwas Gutes? Mit Nansens Worten:
Im Winter 1893 steckte Kapitän Fridtjof Nansen mit seiner dreizehnköpfigen Besatzung der 'Fram' im Packeis der Arktis fest. Und das mit Absicht. Denn die Idee des Polarforschers war es, so weit nördlich zu fahren wie möglich, sich mit dem Schiff einfrieren zu lassen und mit dem Eis in Richtung Nordpol driften zu lassen. Die 'Fram' war für dieses Abenteuer bestens gerüstet und auch ansonsten hatte Nansen diese Expedition so gut vorbereitet, dass sie bis heute Polarmissionen und auch Weltraumexpeditionen als Vorbild dient.
Mitten auf dieser Reise, am 28. Dezember 1893, saß Fridtjof Nansen in seiner Kajüte und las in den Aufzeichnungen eines anderen Polarforschers: Elisha Kent Kane. Dieser hatte sich vierzig Jahre vorher, 1852 bis 1855, auf die Suche nach Sir John Franklin gemacht, der seit seiner Suche nach einer Nordwestpassage als vermisst galt. Kane und die sechzehn Mann auf der 'Advance' gerieten auf ihrer Suche nach Franklin ebenso ins Packeis und durchlitten aufgrund der Isolation und Einsamkeit eine furchtbare Zeit.
In fast gleicher Situation – vierzig Jahre später – notierte Fridtjof Nansen: “I am reading the story of Kane´s expedition just now. Unfortunate man (…) Almost all the dogs died of bad food; all the men had scurvy from the same cause, with snow-blindness, frost-bites, and all kinds of miseries. He learned a wholesome awe of the Arctic night, and one can hardly wonder at it. He writes on page 173: `I feel that we are fighting the battle of life at disadvantage, and that an Arctic day and an Arctic night age a man more rapidly and harshly than a year anywhere else in this weary world.´ In another place he writes that it is impossible for civilized men not to suffer in such circumstances. These were sad but by no means unique experiences.” (Nansen 1897)
Im Gegensatz zu Kane war Nansen in einer ganz anderen Lage: „Nansen (…) and his crew had experienced no aging or weakening influences; to the contrary, the quiet and regular life onboard the 'Fram' made him feel younger and more refreshed than ever before (…) “I am almost ashamed of the life we lead, with none of those darkly painted sufferings on the long winter night which are indispensable to a properly exiting Arctic expedition. We shall have nothing to write about when we get home. I may say the same of my comrades as I have said for myself; they all look healthy, fat, in good condition; none of the traditional pale, hollow faces; no low spirits – any one hearing the laughter that goes on in the saloon, the fall of greasy cards, etc., would be in no doubt about this. But how, indeed, should there be any illness? With the best of food of every kind, so much of it as we want, and constant variety, so that even the most fastidious cannot tire of it; good shelter, good clothing, good ventilation, exercise in the open air ad libitum, no over-exertion in the way of work, instructive and amusing books of every kind, relaxation in the shape of cards, chess, dominoes, halma, music and story-telling – how should anyone be ill. Every now and then I hear remarks expressive of perfect satisfaction with the life.” (Nansen 1897)
Jack Stuster läutet mit dieser Episode den Schluss seines Buches „Bold Endeavors“ ein. Ein Buch, das jeder professionelle Polarforscher und Astronaut wohl mindestens einmal in Händen hielt, denn es zeigt anhand herausragender Expeditionen und Space-Missionen, unter welchen Bedingungen Menschen auf engstem Raum erfolgreich zusammenarbeiten, leben und überleben können.
Mit der Episode über den lesenden Nansen, der ein schlechtes Gewissen hat, weil es ihm und seiner Crew im arktischen Winter so gut geht, beendet Stuster sein Buch und will damit Mut machen und Hoffnung geben, dass so manche Expedition in der Zukunft - wie zum Beispiel eine Mars-Expedition - vielleicht angenehmer und entspannter ablaufen könnte als bisher gedacht. Stuster schrieb seinen Bestseller 1996 und hätte sich wohl niemals träumen lassen, dass er aufgrund einer weltweiten Pandemie auch außerhalb der Fachwelt von Polarforschern und Astronauten derart für Furore sorgen würde. Doch Corona zwang uns eben schnell zu lernen, wie man auf engstem Raum für längere Zeit unter limitierten Umständen zusammenleben und überleben kann.
Und aus diesem Anlass – aus purer Neugierde – habe auch ich es gelesen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Polarforscher Ende des 19. Jahrhunderts – am obersten Ende der Welt – genau die gleichen Gedanken hatte, wie ich während der Corona-Krise. Hatten wir nicht auch eine wunderbare Zeit während des Lockdowns? Jeden Abend großartiges Essen, viel Zeit zu lesen, fernzusehen und nachzudenken. Kam uns unsere Wohnung nicht auch wie ein im Packeis festsitzendes Schiff vor, das langsam vor sich hintreibt? Und hat sich diese Ruhe nicht auch irgendwie auf uns übertragen? Hatte die Krise nicht doch auch etwas Gutes? Mit Nansens Worten:
“I am almost ashamed of the life we lead…”
Ich bin froh und dankbar, dass ich im Mai 2020 so viel Zeit hatte, um all diese wunderbare Kunst in Museen, Ausstellungen, Konzerten, Theaterstücken, Filmen, Lesungen und Büchern erleben durfte - alles online und viral. Und doch bereichernd, kunstvoll und inspirierend. Wer die ganze Serie - alle CreativeCoronaMay-Reports - nachlesen will, bitteschön: