Bücher - Podcasts - Filme: meine Favoriten im Jahr 2023

 


zum Lesen

Was ich 2023 so lese:

  • Oliver Erb, ChatGPT in PR, Social Media  und Employer Branding. Fachbuch, 2023. Oliver Erb war wirklich schnell. Er hat sich voll in das Abenteuer "ChatGPT" gestürzt und ausprobiert, was man als PRler alles damit machen kann. Mit seinem einfachen, unerschrockenen Ansatz hat er ein sehr praxisnahes Buch zusammengestellt, das wirklich gute Tipps im Umgang mit dieser KI gibt. Und das auch gut auslotet, was derzeit geht und was nicht. Da sich ChatGPT und andere Programme sehr schnell weiterentwickeln, sollte man schnell zugreifen und mit Oliver Erb die Basics lernen, bevor die nächste wilde Sau durch´s Dorf getrieben wird. Doch dieses KI-Schweinchen wird mit Sicherheit ein Weilchen bleiben und uns ganz schön beschäftigen. Danke an Oliver Erb für diese wunderbare Vorarbeit und Hilfestellung. Sehr lesenswert.

  • Benjamin Labatut, Maniac. Roman, 2023. Kleine Vorwarnung: dies ist ein fiktionaler Roman. Doch Benjamin Labatuts Protagonisten sind reale Personen - so zum Beispiel das Wissenschaftsgenie John von Neumann, der sowohl bei der Erfindung der Atombombe mitwirkte als auch bei den ersten Entwicklungsversuchen von künstlicher Intelligenz. Oder aber der GO-Spieler Lee Sedol, der gegen DeepMinds KI AlphaGo verloren hat. Die Hauptdarsteller dieses Romans sind also echt und daher ist man wirklich gefährdet, die Dialoge und Beschreibungen der Personen mit ihren Aktionen zu glauben. Man kann nicht unterscheiden, was Wahrheit und was Fiktion ist. Wie so viele historische Romane ist also auch dieser schwere Kost. Dabei ist die Konstruktion, die Benjamin Labatut für seinen Roman wählt, sehr ungewöhnlich und kreativ. Das Werk gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil handelt von dem Ausnahmetalent von John von Neumann. Erzählt wird das Leben des Wissenschaftlers aus der Sicht unterschiedlicher Zeitzeugen. Jedes Kapitel wirft einen anderen Blick auf die Person des Genies. Und dann, im zweiten Teil geht es um Lee Sedol und um das wohl wichtigste Spiel, in dem ein Mensch gegen eine Maschine angetreten ist. Manchen mögen meinen, dies sei doch das Spiel zwischen Kasparow und Deep Blue im Schach gewesen. Das war 1996. Auch wichtig. Noch entscheidender ist aber der Sieg von AlphaGo im Spiel Go. Denn es markiert den Beginn einer neuen Ära. Der Beginn des Zeitalters der KI. Labatut verknüpft diese beiden Schicksale und Teile seines Romans zu einem interessanten Konglomerat, das Zusammenhänge aufdeckt, die man sonst wohl nicht sehen würde. Und er hat mit "Maniac" einen Roman geschrieben, der wegweisend für den Zeitgeist - und unsere Zukunft - sein wird. Absolut lesenswert.

  • Philip K. Dick, Träumen Androiden von elektrischen Schafe?, Roman, 1968.  Der Roman hat auch den Titel "Blade Runner", weil der gleichnamige Film von Ridley Scott von 1982 dieses Buch als Vorlage nutzt. Der junge Harrison Ford hat darin die Aufgabe, sechs Androiden zu jagen - in einem Los Angeles von 2019. Die Welt sieht 2019 Gott sei Dank nicht so dystopisch aus. Aber heute - 2023, nur vier Jahre später - diskutieren wir sehr ernsthaft, wie man künstliche Intelligenz von menschlicher unterscheiden soll. Genau das ist das Thema von Philip K. Dick. Und es ist unglaublich, wie vorausschauend der Science Fiction Autor vor 55 Jahren bereits war. Im Buch spielt der Unterschied zwischen "künstlich" und "natürlich" eine noch viel größere Rolle als im Actionfilm. Und ganz besonders geht es dort um "künstliche Tiere" versus "natürliche Tiere". Die Welt ist nämlich so verseucht, dass man seinen sozialen Status für die Haltung einer echten Katze, eines echten Pferdes oder eben eine echten Schafs zur Schau stellt. Daher der Titel des Films - ein Titel, den die SZ schon zum zweiten Mal in einem Artikel über künstliche Intelligenz zitiert. 2018 und ganz aktuell, vor fünf Tagen, in einer Ausgabe im August 2023. Wir haben uns der Welt von Philip K. Dick wohl doch schon ein ganzes Stück genähert.

  • Ted Chiang, Stories of your life and others. Kurzgeschichten, 2002. Acht Geschichten, die ganz unterschiedlicher nicht sein können. Voll unglaublicher Fantasie. Zum Beispiel von dem Turmbau in Babylon, einem Turm, der so hoch ist, dass man Wochen braucht, um an die Baustelle an der Spitze des Berges zu kommen, die dann auch noch an den Himmel kratzt. Oder eben die Geschichte einer Überdosis. Nach einer Behandlung mit einem neuen Medikament wird der Patient plötzlich hyperintelligent und überstrahlt mit seinem Wissen und seiner Logik alle anderen Menschen - bis er erfährt, dass es noch so einen wie ihn gibt. Oder die Geschichte einer Linguistin, die die Sprache von Außerirdischen erforscht, sogenannten Heptapoden und dabei immer wieder Flashbacks und Visionen in die Geschichte ihrer Tochter erfährt... das letztere kommt Ihnen bekannt vor? Ja, es ist die Vorlage für den Film "Arrival" aus dem Jahr 2016. Jede dieser Geschichten beweist, dass der US-Autor derzeit einer der besten Science-Fiction-Autoren ist.

  •  U.A. Rodim, Das geheime Buch der unbekannten Tierarten. Fabel, 2017. Kennen Sie den Unsichtbär? Oder den Telefant? Oder das Schokodil? Nicht? Dann sollten Sie unbedingt Rodims "geheimes Buch" zur Hand nehmen. Da sind diese seltenen Tierarten nicht nur ausführlich beschrieben, sondern auch liebevoll illustriert von Tomaz Veber. Fantasie oder Wirklichkeit? Wer weiß das schon so genau?

  • Virginie Despentes, Liebes Arschloch. Roman, 2023. So ist das also, wenn man einen Roman liest... vom berühmten "HörenSagen". Normalerweise bin ich ja kein großer Fan französischer zeitgenössischer Romane. Aber dieser hier wurde mir von Armin Wolf empfohlen. Im Zeit-Podcast, alles gesagt. Ungefähr bei Stunde 4 und 30 Minuten oder so. Und dann war da auch noch der Titel, der mich irgendwie gereizt hat. Beim Lesen war ich dann aber eher anders gereizt. Die Struktur ist witzig - eine Brief-Freundschaft. oder sind es doch Emails? Von drei Personen, die irgendwie miteinander bekannt oder verwickelt sind. Leider leider ergibt sich daraus aber kein Spannungsbogen, denn jede der Figuren ist unglaublich mit sich selbst beschäftigt. Mit dem eigenen Alkohol- und Drogenproblem. Mit dem psychologischen Druck durch das Internet. Mit der Angst vor Bedeutungslosigkeit. Und spätestens im letzten Drittel fällt es mir schwer, die Figuren dann noch ernst zu nehmen. Aber vielleicht ist gerade das das Zeitgenössische. Alle nehmen sich furchtbar wichtig. Tun so, als ob sie Anteil nehmen an anderen... achtsam und so. Und sind doch aber sehr mit sich beschäftigt. Keine spannende Lektüre - dafür aber witzig zu lesen, wie es war ... damals in der Pandemie. 

  • Andreas Eschbach, Freiheitsgeld. Roman, 2022. Eschbach ist eben nicht Elsberg. Andreas Eschbach nutzt - wie Marc Elsberg - aktuelle Themen und mögliche Zukunftsszenarien, um diese in einen spannenden Romanplot zu verwickeln. Aber leider finde ich die Sprache von Eschbach bei weitem nicht so spannend. Das Jesus Video und auch Eine Billion Dollar waren super. Aber in Freiheitsgeld wird es nicht halb so spannend. Der Zukunftsroman, in dem niemand mehr arbeiten muss, weil alle ein sog. Freiheitsgeld - also ein Grundeinkommen - bekommen und hinter dem dann eine Ultrareichen-Elite steckt, die die Menschheit damit beherrschen will - alles ein bisserl zu konstruiert und alles ein bisserl zu verschwörungstheoretisch.

  • Karsten Dusse, Achtsam Morden - im Hier und Jetzt. Roman, 2022. Chapeau - das ist der 4.Band der Serie "Achtsam Morden". Und das muss man erst einmal hinbekommen: immer noch witzig, irgendwie auch spannend, herrlich zu lesen. Ich bin mir nicht sicher, ob man das Übungsbuch dazu braucht (Kasten Dusse übertreibt es vielleicht ein bisschen mit seinem achtsamen Ansatz fürs Morden), aber die vier Bände sind alle großartig geschrieben. 

  • Petra Mattfeldt, München72. Roman, 2022. Petra Mattfeldt bemüht sich wirklich. Sie bemüht sich Emotionalität und persönliche Perspektive in das Olympiaattentat in München 1972 zu bringen, Dafür erfindet sie einige Protagonisten, die in das Attentat involviert sind - Sportler, Attentäter, Opfer, Journalisten, Polizisten. Alle beteiligten Gruppen sind also schön abgedeckt - und sie bemüht sich sehr, an den Details des tatsächlichen Attentats zu bleiben. Aber damit verbaut sie sich auch die Chance einen wirklich spannenden oder gar facettenreichen Roman zu schreiben. Mit all der geschichtlichen Korrektheit und dem von ihr selbst recherchierten und angelesenen Wissen bleibt ihre Story irgendwie flach und an der Oberfläche. Auch für eine lockere Strandlektüre - für mich - etwas zu flach und offensichtlich geschrieben.

  • Wolfgang Lührsen und Marc Pendzich, Sprache macht Zukunft. Ein klimagerechtes und zukunftsfähiges Vokabular - eine Handreichung.  Fachbuch, 2023. ... eine Handreichung ... interessant, wie Wolfgang Lührsen und Marc Pendzich ihr Arbeitshandbuch nennen. Aber sie haben recht. Man kann sich den dünnen Band "zur Hand nehmen" und sich aus der Vielzahl der Worte, die rund um Erderhitzung und Klimawandel genutzt werden, ein paar heraussuchen, die man zukünftig besser nutzt und die man besser weglässt. Denn Worte schaffen Wirklichkeit und genau darum geht es den beiden: bewußt zu machen, wie wir über dieses Thema tatsächlich sprechen. Augenöffnend und inspirierend... und doch sehr sehr pragmatisch geschrieben.

  • Jan Weiler, Kühn hat Ärger. Roman, 2018. Irgendwo - ich weiß gar nicht mehr wo - fiel mir dieses Buch auf. Es stand in einem dieser "Tauschregale", wo Menschen ihre Bücher abgeben, wenn sie sie loswerden wollen. Leider weiß man ja nie, wieso diese Bücher ausgesetzt wurden. Weil sie der Vorbesitzer so super fand, dass das Buch nicht im Müll landen soll, sondern einen weiteren Leser verdient hat. Oder aber weil der Vorbesitzer das Buch so langweilig fand, dass er es einfach irgendwo hinstellt, um es nicht selbst wegwerfen zu müssen. Man weiß es nicht. Und Jan Weilers Krimi um den Kommissar Kühn in München ist leider auch nicht so polarisierend geschrieben, dass man nach der Lektüre genau wüsste, warum dieses Buch dann irgendwo landete. Weiler hat schon mehrmals über Martin Kühn geschrieben - es ist also ein übliches Krimi-Genre mit einem etwas kaputten Kommissar, der sich fleißig abmüht, um die Mörder zu finden. Schön flüssig zu lesen, und dann zu verg... um was ging es in dem Buch gleich wieder? Ich glaube, ich werde das Buch auch wieder aussetzen.

  • Byung-Chul Han, Die Krise der NarrationFachbuch, 2023. Oh Gott, ich fühle mich so schlecht. Und das liegt an diesem Essay von Byung-Chul Han, der als Professor der Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität der Künste in Berlin leider genau auf den Punkt bringt, was das Problem ist mit "Storytelling". Ja, er sagt es mir direkt ins Gesicht: Ich bin schuld. Oder wie er es konkret schreibt: "In der Welt von Storytelling wird alles auf Konsum reduziert. Dadurch werden wir blind für andere Erzählungen, für andere Lebensformen, für andere Wahrnehmungen und Wirklichkeiten. Darin besteht die Krise der Narration im Zeitalter des Storytellings." Klingt brutal. Ist aber leider nur schwer widerlegbar. Der Mann hat ja Recht. Je mehr wir Storytelling als "Tool" strategisch geschickt einsetzten, um so mehr werden "Geschichten" eigentlich entwertet. Je mehr wir Erzählungen für konkret gerichtete Zwecke nutzen, umso mehr geht auch die Magie aller Erzählungen verloren - denn in der Masse an Stories gehen die Narrationen, die wirklich wichtig sind, einfach unter. Eigentlich müsste ich jetzt sofort den Stift aus der Hand nehmen, den Löffel abgeben und mich vom Acker machen - denn so klar hat mir noch niemand vor Augen geführt, wie schädlich mein Wirken eigentlich ist und dass ich selbst dafür verantwortlich bin, dass die Kraft von Geschichten immer mehr abnimmt. Puh - da muss ich mich jetzt erst einmal in eine Denkpause verabschieden. Urlaub muss her.

  • Simon Viktor, Durch die Welt ein Riss - Das Zugunglück von Assling 1945 - Geschichte einer Tragödie. Roman, 2022. Keine drei Kilometer von meinem Wohnort im Südosten von München gibt es eine Gedenkstätte. Ein Erinnerungsort an 95 verstorbene Menschen, deren Schicksal nicht tragischer hätte sein können. Es handelt sich um deutsche Soldaten, die im Mai 45 kurz in US-Kriegsgefangenschaft in Bad Aibling gerieten und die dann das Glück hatten, dass man sie nach nur drei Monaten, im Juli, entlassen wurden. Die Männer wollten nach einem langen, furchtbaren Krieg nach Hause. Nach Essen, Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Hagen, Unna, Plettenberg, Lünen, Siegen. In einem Zug von Rosenheim nach München und dann weiter in den Norden. Sie sollten nie ankommen. Welch bitteres Schicksal. Denn auf der Strecke zwischen Assling und Oberelkofen - irgendwo in Oberbayern - kollidierte ihr Zug mit einem anderen. Beim Zugunglück von Assling am 16. Juli 145 kamen 106 Menschen ums Leben. 95 von ihnen fanden ihre letzte Ruhe in der Kriegergrabstätte Oberelkofen. An der Unfallstelle bei Kilometer 43,2 erinnert ein Kreuz an das Unglück. Simon Viktor, Politikwissenschaftler und Autor, hat diese wahre Begebenheit aus seinem Heimatort, als Roman niedergeschrieben. Mit vielen geschichtlichen Details, fiktionalen Elementen und einfühlsamem Hintergrundwissen. Ein wunderbarer Roman - ganz besonders, wenn man die Orte kennt. 

  • Maria Ressa, HOW TO STAND up to a DICTATOR. Der Kampf um unsere Zukunft. Biographie, 2022. Die Journalistin Maria Ressa erhielt 2021 den Friedensnobelpreis für ihren - journalistischen - Kampf gegen den Diktator Rodrigo Duterte und sein Regime, das auf den Philippinen dann von dem Diktatorensohn Marcos Jr. abgelöst wurde. Der Titel des Buches klingt vielversprechend. Leider gibt Ressa darin nicht wirklich eine Antwort. Oder vielmehr eine Antwort, die für uns alle gelten könnte. Sie gibt eine Antwort, die für sie passt - und ihr Team und der Kreis an couragierten Journalisten und Journalistinnen, den sie aufgebaut hat. Im Buch lernt man vor allem eines: Mut zu haben, hilft einem Menschen, vor sich selbst Achtung zu bewahren (leider hilft es nicht, einen Diktator tatsächlich in die Schranken zu weisen oder gar zu Fall zu bringen). Und eigentlich geht es Ressa gar nicht so sehr um den Diktator, unter dem ihr Heimatland leidet. Viel mehr geht es ihr um die Warnung vor Sozialen Netzwerken - allen voran Facebook/Meta - die eine immer noch unterschätzte Rolle darin spielen, Despoten an die Macht zu bringen. Leider scheint auch hier ihr Kampf vergeblich. Der Friedensnobelpreis hat ihr viel Aufmerksamkeit gebracht, die ihr hilft, vor der manipulativen Kraft von Facebook zu warnen und aufzuzeigen, wie Diktatoren, Faschisten und Rechtspopulisten die Mechaniken der sozialen Netzwerke clever - gegen uns - nutzen. Doch stoppen kann sie diese leider nicht.

  • Walter Murch, In the Blink of an Eye - A Perspective on Film EditingFachbuch, 2001. Warum verstehen wir Filmschnitt? Dieser spannenden Frage geht der Cutter und Filmemacher Walter Murch auf den Grund. In seinem schmalen Band kommt er dabei auf erstaunliche Antworten. Zum Beispiel vergleicht er den Filmschnitt mit dem Blinzeln der Augen. Wann immer wir die Augen für einen Augenblick kurz schließen, unterbrechen wir den Strom an visuellen Informationen an unser Gehirn. Und ähnlich ist das im Film. Auch dort wird - für einen Moment, den wir kaum wahrnehmen - der Strom der Bilder unterbrochen. Spannend ist dann aber auch, dass wir als Filmzuschauer akzeptieren, dass ganz plötzlich die Szene wechselt und wir akzeptieren - wenn der Filmschnitt gut gemacht ist - dass wir entweder die gleiche Szene aus einem anderen Blickwinkel sehen, oder aber die Szene gewechselt haben. Was wir als Filmzuseher für selbstverständlich hinnehmen, ist eigentlich gar nicht selbstverständlich. Und für Storyteller im Metier "Film" durchaus eine Herausforderung - die Walter Murch ganz hervorragend erläutert. Spannend zu lesen... auch wenn der zweite Teil seines Buches etwas aus der Zeit fällt, da 2001 die Ära des Digitalfilms anbricht... und heute sind wir doch viel viel weiter. Aber auch da: Murch hat das alles schon vorausgesehen, was heute technisch möglich ist.

  • Ulrich Herrmann, Stoff - von der Idee zum Drehbuch.  Fachbuch, 2005. ">Stoff< von Ulrich Herrmann ist ein faszinierender Roman, der das Leben eines Stoffhändlers und seiner Familie im Deutschland der Nachkriegszeit erzählt. Der Autor schafft es, die Atmosphäre dieser Zeit auf beeindruckende Weise einzufangen und den Leser in eine Welt voller Kontraste und Widersprüche zu entführen.
    Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und es fällt leicht, sich in ihre Welt hineinzuversetzen. Besonders beeindruckend fand ich die Beschreibungen des Stoffhandels und der verschiedenen Stoffe. Herrmann versteht es, die Materialien so zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, sie selbst in der Hand zu halten.
    Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist die Art und Weise, wie der Autor historische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen in die Handlung einwebt. So wird das Leben des Stoffhändlers und seiner Familie eng mit der Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verwoben. Insgesamt ist "Stoff" ein sehr gelungener Roman, der nicht nur eine interessante Geschichte erzählt, sondern auch einen Einblick in eine vergangene Zeit gibt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für historische Romane und das Leben im Nachkriegsdeutschland interessiert." -
    Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und es fällt leicht, sich in ihre Welt hineinzuversetzen. Besonders beeindruckend fand ich die Beschreibungen des Stoffhandels und der verschiedenen Stoffe. Herrmann versteht es, die Materialien so zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, sie selbst in der Hand zu halten.

    Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist die Art und Weise, wie der Autor historische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen in die Handlung einwebt. So wird das Leben des Stoffhändlers und seiner Familie eng mit der Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verwoben. Insgesamt ist "Stoff" ein sehr gelungener Roman, der nicht nur eine interessante Geschichte erzählt, sondern auch einen Einblick in eine vergangene Zeit gibt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für historische Romane und das Leben im Nachkriegsdeutschland interessiert." - 
    Das ist alles Quatsch - Danke ChatGPT. Ich habe die KI eine Rezension über Herrmanns Buch "Stoff" schreiben lassen (Prompt: "Schreibe eine Rezension zu "Stoff" von Ulrich Herrmann") und der Computer hat mal fröhlich drauf los fiktionalisiert. Klingt gut. Ist aber komplett falsch. "Stoff" des Theater- und Filmkritikers Ulrich Herrmann ist ein ganz wunderbares Fachbuch, in dem er auf die Schwierigkeiten des Drehbuchschreibens eingeht. Die zwölf kleinen Theoriekapitel werden jeweils mit launigen Interviews mit Drehbuchautorinnen und Autoren angereichert - so dass man ins Nähkästchen der Entstehungsprozesse guter Drehbücher blicken kann... die dann doch ganz anders aussehen, als es so mancher hochgelobte Theoretiker wie u.a. Robert McKee schildert. Herrlich erfrischen zu lesen. 

  • Daniel Kehlmann, Tyll.  Roman, 2017. Das Buch entführt... in das Deutschland des 17. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Tyll Ulenspiegel, einem fiktiven Charakter, der auf der legendären Figur des Till Eulenspiegel basiert. Dunkel, düster. Der 30jährige Krieg. Eigentlich keine erbauliche Lektüre, aber durch die seltsame Verschränkung von Zeitebenen - Rückblicken und Vorblicken - bekommt das Buch seine eigene Spannung. Und ist allein dadurch schon Lesegenuss. 

  • Marc Elsberg, Der Fall des Präsidenten. Roman, 2022. Puh, Marc Elsberg gehört zu den Erfolgsautoren Deutschlands, der fast im Jahresrhythmus ein Buch raushaut. Und derzeit ist er ohnehin in aller Munde, weil gerade sei Roman "Blackout" als Mini-Serie im Fernsehen lief. Passend zur aktuellen Energiekrise und der zunehmenden Angst vor Stromausfall durch Angriff und Terror. Jetzt aber ein Buch über einen amerikanischen Ex-Präsidenten, der vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag geführt werden soll. Und eigentlich geht es ja um öffentliche Wahrnehmung und Meinungsmanipulation. Wie immer sucht sich Elsberg perfekt aktuelle Themen aus und schreibt dann - gut recherchiert - einen locker zu lesenden Thriller drumrum. Sehr unterhaltsam.

  • Randall Munroe: What if? 2 - Was wäre wenn?. Fachbuch (?), 2022. Auch bei Randall Munroe ist es nicht ganz klar, ob es sich hier wirklich um ein Fachbuch handelt. Aber eigentlich doch. Denn hier werden "wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen" gegeben. Kostprobe für so eine Frage? Gerne: "Wenn ein Mensch direkt über dem Geysir Old Faithful im Yellowstone-Nationalpark stehen würde, mit welcher Geschwindigkeit würde er durch das Wasser nach oben geschossen werden und welche Verletzungen würde er wahrscheinlich erleiden?". Ok, die Antwort interessiert Sie vielleicht nicht wirklich. Aber die Fragen sind so irre, dass die Antworten dann schon wieder Spaß machen zu lesen. Und Randall Munroe meint es wirklich ernst (schließlich ist dieses Buch schon Teil 2. Teil 1 war ein absoluter Bestseller).
  • Hans Rusinek: "Buch - der absurden Anführungszeichen". Fachbuch (?), 2022. Es gibt ja so einige Satzzeichen, die ihr Eigenleben treiben. Und in der derzeitigen Genderdiskussion streiten sich gerade das Sternchen und der Doppelpunkt um die Bedeutungshoheit. Oder auch der Apostroph-Stich ist so ein ganz besonderer Fall (wann immer versucht wird, im Dialekt zu schreiben, gell`?). Aber am absurdesten wird es wohl mit dem Anführungszeichen. Die sogenannten Gänsefüßchen ("Schneckengruß", wie der Österreicher gerne sagt) werden so willkürlich und damit aber auch ungewollt komisch verwendet, dass Hans Rusinek damit ein ganzes "Buch" füllen kann. Büchlein ist wohl der bessere Begriff und eigentlich ist es eine Fotosammlung - und somit hat man doppelt Spaß das Ganze "durchzulesen"

  • Kassia St Clair: Die Welt der Stoffe. Narratives Fachbuch, 2023. Was für ein herrliches Buch. Eigentlich habe ich mit Stoffen ja nix zu tun... nur mit Stoff für Geschichten. Aber genau das ist dieses Buch und daher kam wohl auch die Empfehlung durch einen Freund. Die Journalistin Kassia St Clair schreibt am liebsten über Design und kulturelle Themen und hat tief in der Geschichte gegraben, ab wann und wie und  warum wir uns mit Stoff umgeben. Angefangen von den ersten Fell und Lederlappen in der Steinzeit, bis hin zu Hightech-Schwimmanzügen, die so gut waren, dass sie zu Wettkämpfen verboten wurden und dem innovativsten und rätselhaftesten Stoff von allen: Spinnenseide. Sie erzählt von der Kleidung, die Polarforscher tragen und Mondfahrer, von den Stoffen, die die Welt eroberten wie Seide oder Jeans und spinnt damit ein ganz wunderbares Universum der Stoffe, die uns umgeben. Großartiger Lesestoff.

  • Lenny Steinbrück: Leadership Storytelling. Fachbuch, 2023. Wie wirkungsvoll ist Storytelling im Unternehmen? Lenny Steinbrück zeigt in dieser wissenschaftlichen Arbeit - mit einigen Experteninterviews (einer der Experten durfte ich sein) die Bedeutung von Storytelling "Sensemaking" und "Change Management" - also die Sinnstiftung und die Organisation von Veränderung. Ganz nach dem Motto von S. Salicru: "Beim Storytelling geht es weniger um das Streben nach der wissenschaftlichen Wahrheit, sondern um das Kreieren von plausiblen Zusammenhängen."

  • Fritz Breithaupt, Das Narrative Gehirn - Was unsere Neuronen erzählen. Fachbuch, 2022. Breithaupt ist Kognitionswissenschaftler und Germanist an der Indiana University in Bloomington/USA - und als solcher hat er einen ganz besonderen Blick auf "Geschichten". Spannend, wie ein Neurowissenschaftler auf Anfang, Mitte und Ende einer Story blickt und wie er die verschiedenen Wirkweisen einer Geschichte analysiert. Vieles davon ist schon bekannt, Breithaupt kann es aber mit Studien belegen - dadurch bekommt das Buch neue Relevanz. Ganz besonders gefallen hat mir das Kapitel über "Vulnerabilität", die er anhand der Protagonisten und Protagonistinnen in Märchen der Gebrüder Grimm erläutert, denn fast alle Märchenfiguren in der Titelrolle sind verletzliche, zarte Wesen, sind unschuldige Kinder oder beschützenswerte, zarte Frauenfiguren (ein Aspekt, den Disney später komplett auf den Kopf stellen wird, aber das ist eine andere Geschichte). Breithaupt analysiert auch die Erfolgskriterien von Stories - anhand von "Stille-Post-Spielen". Dabei bittet er Testpersonen eine Geschichte a la "Stille-Post" immer weiter zu erzählen - von Person zu Person. Am Ende überprüft er dann, was hinten rauskommt. Sehr interessant und lesenswert.



auf die Ohren

Lieblingspodcasts:
  • Hörbilder - Der Podcast für Kunstliebhaber und Banausen. Das Konzept ist einfach: zwei Männer - der eine hat Ahnung (weil Galerist), der andere nicht (weil Musiker) - unterhalten sich über ein Bild. Der eine will ein Bild kaufen, der andere verkaufen. Allein aus dieser Konstellation ergeben sich schon launige Gespräche. Aber dann galoppiert die Unterhaltung einfach irgendwohin - ins Irrinnige und fast Wahnsinnige. Die zum Kauf vorgeschlagenen Bilder werden dem Zuhörer zwar beschrieben - doch die Beschreibungen verleiten dazu, weiter zu denken, Geschichten zu erfinden und sich einfach in tolldreisten Interpretationen zu vergaloppieren. Daraus wird ein launiger Talk - der seinen Gipfel findet, wenn man sich hinterher das tatsächliche Bild dann ansieht und die eigene Vorstellungskraft mit der Realität vergleicht. Wahnsinn. Ach übrigens: Timo Blunck hat immer noch nicht gekauft. Sein Freund und Gallerist Jürgen Nerger hat immer noch nicht aufgegeben und wohl noch den einen oder anderen Vorschlag im Keller. Für Stoff zu weiteren Episoden von "Hörbilder" sollte gesorgt sein.

  • Himmelfahrtskommando - Mein Vater und das Olympia-Attentat. Patrizia Schlosser ist nicht nur Journalistin. Sie ist auch die Tochter eines Polizisten. Eines Polizisten, der 1972 dabei war. Dabei, bei dem Versuch, die palästinensischen Attentäter, die im Olympia-Dorf israelische Sportler als Geisel genommen hatten, aufzuhalten. Der Befreiungsversuch ging fürchterlich schief und bis heute hat Patrizias Vater damit zu kämpfen. Ihre Podcast-Serie wirft nicht nur einen großartig recherchiertes Licht auf das Olympia-Attentat, das den "heiteren Spielen" in München ein so jähes Ende bereitete, es ist auch ein wunderbares Dokument für eine ganz besondere Tochter-Vater-Beziehung. Einfühlsam und bayrische auf eine ganz authentische Art.

  • Cui bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord? Was haben der YouTuber Rainer Winkler, genannt der Drachenlord" und Zlatko, Bewohner der ersten Big Brother Show in Deutschland, gemeinsam? Beides sind Medien-Phänomene ihrer Zeit und beide bedingen einander. Dies ist nur eine wunderbare Erkenntnis, die die Macher dieses Podcasts - Studio Bummens & Undone - unseren Ohren präsentieren. In fünf Episoden zeigen sie auf, welch perfides Spiel hinter den Hatern von Rainer Winkler steckt und wie groß die Abhängigkeit beider Seiten von diesem Spiel ist. 

  • Leonora - Mit 15 zum IS. Man hat die Zeit der Schreckensherrschaft des IS fast schon vergessen. Aber damals, als die furchtbaren Bilder von Enthauptungen und Grausamkeiten dieser Fanatiker in abendlichen Nachrichtensendungen zu sehen waren, dachte man, es wird nichts Schlimmeres kommen. Und nur schwach erinnert man sich vielleicht daran, dass etliche junge Deutsche in diesen Krieg zogen -  verblendete junge Männer und naive Mädchen. So auch die 15jährige Leonora. Dieser Podcast zeigt ihre Reise - vor allem aus der Perspektive ihres Vaters, der in Deutschland immer Kontakt hält und alles dafür tut, dass seine Tochter überlebt, übersteht und auch wieder nach Deutschland zurückkommt. Doch alles passiert immer anders als man denkt - ein wunderbares Beispiel, dass das Leben eben keine Heldenreise ist.

  • Bansky - Rebellion oder Kitsch?  Die Journalistin Ortrun Schütz macht ich in diesem ARD-Podcast auf die Suche nach dem mysteriösen Künstler. Und zeichnet dabei ein ganz interessantes Hintergrundbild mit Anekdoten, die die Profis sicher alle schon kennen, die man als Frischinteressierter aber doch spannend findet und die langsam zu einem Bild über Bansky zusammensetzen. Vor allem interessant ist die Fragestellung, wie politisch oder wie raffiniert Marketing orientiert Bansky eigentlich ist. Geht es um Moral oder um Geld? Da spielt es am Ende gar keine Rolle, zu erfahren, wer er (oder sie) wirklich ist.

  • Das Lederhosen Kartell - Ein Podcast für alle, die die Wiesn lieben. Sie hassen.
    Oder selbst noch nie da waren...Wieder eine großartige Produktion von Studio Bummens: Oktoberfest mal aus einer ganz anderen Perspektive. Alexander Gutsfeld, eigentlich Journalist beim Bayerischen Rundfunk, fährt seit zehn Jahren auf der Wiesn Rikscha. Und sieht aus dieser Perspektive ein klein wenig anders auf das größte Volksfest der Welt. Über Drogendealer, Nutten, Halsabschneider, Putzpersonal, Wiesnverlierer und Wiesngewinner ... absolut hörenswert.






für die Glotze

unbedingt sehenswert:

  • Voir: die Filmkunst der Moderne - von David Fincher | Netflix | 6 Episoden. Treffender als Susan Vahabzadeh in der SZ kann man diese kleine Serie an Filmessays nicht beschreiben: "Eine kleine Schule des Sehens: David Finchers Essay-Serie "Voir: Die Filmkunst der Moderne" auf Netflix spürt dem Zauber des Kinos nach. "Netflix selbst beschreibt seine Serie folgendermaßen: In dieser Sammlung visueller Meisterwerke beleuchten Filmliebhaber Momente der Filmkunst, die sie begeisterten, verdutzten, herausforderten und für immer veränderten." Für alle, die sich in ihrer Liebe zum Film bestätigt sehen wollen und für alle, die das Medium Kino besser verstehen wollen, ist diese Serie ein kleine Wunderwerk und absolut sehenswert.

  • The Beatles: Get Back - ein Dokumentarfilm von Peter Jackson in drei Teilen | Disney+ | 468 Min. Wer bisher kein Beatles-Fan war, der sollte sich diese Dokumentation ansehen. Und Beatles-Fans ohnehin. Obwohl es schon ein Monsterwerk ist und ziemlich Ausdauer braucht. Aber die lohnt sich. Oscar-Preisträger Peter Jackson, eigentlich bekannt für die legendäre "Herr der Ringe"-Triologie, hat 56 Film- und 140 Stunden Audiomaterial gesichtet und zu einer faszinierenden Dokumentation über die woh berühmteste Popband des letzten Jahrhunderts zusammengefasst. Ein Glücksfall für Jackson, dem Originalaufnahmen aus dem Jahr 1969 zur Verfügung gestellt wurden, in denen die Band über vier Wochen lang bei Proben begleitet wurden und auch bei den Vorbereitungen für das berühmte Rooftop Concert am 30. Januar 1969 in London.

    Das Spannende an der Dokumentation? Der historische Bezug. Heute wissen wir, welche Bedeutung dieses Konzert und auch die Wochen dafür für die Beatles hatten. Damals, als die Aufnahmen entstanden, wusste man das nicht. Niemand konnte ahnen, dass diese Wochen das Ende der Zusammenarbeit sein werden und dass dieses Konzert auch das letzte sein wird. Und doch hat man das Gefühl, dass die vier Protagonisten - Paul, John, Rigo und Georg - es irgendwie ahnen. Man ist also Zeitzeuge für die kleinen Streitereien, man betrachtet den Auftritt der Frauen und Freundinnen unter anderem Licht und man interpretiert in die Scherze und Gesten zwischen den vier Bandmitglieder viel mehr hinein, als damals zu sehen war. Das macht die Doku ungemein spannend - die Konstellation der Protagonisten vor dem historischen Hintergrund - clever  komponiert von Peter Jackson.

    Sollte man sich aber nur aus historischen Gründen diese sechs Stunden Filmdoku ansehen? Oh nein - das steckt so viel mehr drin: der eigentliche Anlass, sich diese Dokumentation anzusehen ist die Tatsache, dass man live bei einem Kreativprozess dabei ist. Man kann direkt miterleben, wie vier unterschiedliche Künstler - solo und dann doch im Team arbeiten, sich zusammen raufen - etwas erschaffen - komponieren - das zum Meisterwerk wird (u.a. die Songs "Get Back" oder "Don´t let me down"). Fantastisch zu sehen, wie aus Improvisation, Expertise, Eingebung, vor allem aber viel viel viel Fleiß und Arbeit am Ende Kunst entsteht. Besonders Paul McCartney ist es, der immer wieder sagt "Let´s do it once again", der sich nie zufrieden gibt mit der letzten Version und noch perfekter werden will. Diese Filmaufnahmen sind der Beweis, dass Kunst nicht einfach so - als plötzlicher Einfall unter der Dusche - entsteht. Zum Hit ist es ein langer Weg - und seine Macher sind Perfektionisten. 

    Ach und dann ist da aber auch diese wunderbare Ruhe des Dokumentarfilms. Peter Jackson gibt diesem Film ganz und gar das Tempo, das er braucht. Hier springen keine Orks durchs Bild und niemand ist mit einem unsäglichen Ring am Hals auf Heldenreise. Und doch gelingt es ihm am Ende jedes Teils einen kleinen Cliffhanger einzubauen und einen Spannungsbogen zu erzeugen. Eine großartige Leistung - denn durch so viel Material muss man sich erst einmal durchwühlen - und daraus eine sinnvolle "Erzählung" schaffen. Ein fantastischer Film - der jeden, der ihn gesehen hat, zum Fan macht - zum Fan von Jackson, vor allem aber zum Fan der Beatles. Daher ist selbst der Filmtitel ganz hervorragend gewählt: Get Back. Denn viele haben diese Band wohl schon vergessen. Was für ein Fehler.

  • Fire of Love - ein Dokumentarfilm über eine gefährliche Liebe - zwischen zwei Menschen und zu Vulkanen | Disney+ | 1 Std. 33 Min. | Wer schon einmal auf Island war, oder in der Nähe des Vesuv oder Stromboli... der kann vielleicht ein klein wenig nachvollziehen, dass man sich von Vulkanen angezogen fühlt. Aber niemals so bedingungslos und riskant wie die Vulkanologen Katja und Maurice Krafft. Denn dieser Film handelt von der Liebe dieser beiden Menschen zueinander - mehr aber noch zur Liebe für Vulkane. Zu den roten (angeblich "ungefährlichen") und zu den grauen (den hinterhältigen und tödlichen). Ein ganz wunderbarer Film als Hommage an diese beiden Forscher - noch mehr aber eine Liebeserklärung an Vulkane. Erstellt mit dem unerschöpflichen Material der Kraffts, das auch zwanzig, dreißig Jahre nach ihrer Entstehung nicht an Faszinationskraft verloren hat. Und am Ende kommt es so, wie es wohl kommen muss. Gefunden wurde nur eine Kamera. Und eine Uhr. Und ein letztes Foto. Das die beiden bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zeigt - beisammen.

  • The Muppets Mayham | Disney+ | ...hach, Nostalgie pur. Die Band aus der Muppetshow um Dr. Teeth und Animal haben ihre eigene Spinn-off-Serie. Eine Serie für Muppet-Fans und all diejenigen, die Spass daran haben kleine Hints und Hinweise aus der Musikindustrie - sog. Eastereggs - zu entdecken. 

  • Unhappy - Dokuserie mit Ronja von Rönne | 11 Folgen | arte mediathek | Ronja ist unglücklich. Eigentlich nicht. Sie erzählt zwar ihren Interviewpartnern, dass sie Depressionen hat, aber wirklich unglücklich wirkt sich in dieser Dokuserie nicht. Eher das Gegenteil, man merkt ihr an, dass sie Spaß an dem Thema und an dieser Produktion hat. Ronja von Rönne will herausfinden, wie man glücklich wird. Dafür holt sie sich einige Experten - Soziologen, Anthropologen, Psychologen, vor die Kamera - vor allem aber für jede Episode zwei Experten zu einem bestimmten Thema: Essen, Wohnen, Sport, Kunst, Gesundheit, Zeit... Jedes Thema wird auf seine "Glückstauglichkeit" untersucht. Dem Rezept fürs Glücklichsein kommt sie dabei nicht wirklich näher, aber in jeder Episode hat man das Gefühl, dass da was dran ist... am bewussten Essen, bewussten Leben, bewussten Wohnen, bewussten Sporteln... Alles wird erzählt ohne erhobenen Zeigefinger und sehr unterhaltsam inszeniert. Selbstverständlich kommt auch Stefan Sagmeister zu Wort - in der Episode "Kreative Menschen". Auch Sagmeister hat sich auf die Suche nach dem Glück begeben - in seinem ersten Sabbatical vor sieben Jahren. Das Ergebnis seiner Suche und Selbstversuche ist der wunderbare "The Happy Film". Sagmeister findet darin - soviel darf man spoilern - nicht sein Glück. Aber den Film anzusehen, macht auf jeden Fall ein klein wenig glücklich. Versprochen.




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Übrigens ...

Vielleicht haben Sie Lust, einige Bücher zu lesen, die ich selbst geschrieben habe. Eine Übersicht finden Sie hier: Bücher und Publikationen von Petra Sammer

Lust auf noch mehr Literaturempfehlung? Dann schauen Sie doch kurz rein - 2022 und 2021 waren auch  spannende Bücherjahr. 

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