Von Corona was auf die Ohren: Music & Concerts während des Lockdowns
Das hat die Corona-Krise jetzt geändert. Nicht dass ich nun Musik-Kenner oder gar Experte geworden wäre, aber in der letzten Woche hat sich mir doch eine vollkommen neue Welt erschlossen. Und ich bin begeistert.
Für den Mai, den ich ja CreativeMay nenne, hatte ich mir vorgenommen, pro Woche eine andere Kunstform online zu entdecken. Denn etwas Gutes muss diese Corona-Zeit ja haben. Es gibt so viele wunderbare, virtuelle Angebote – Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen – ein bisschen davon will ich auf jeden Fall noch genießen, bevor alles vorüber ist. Diese Woche also Musik.
Pop
Und ich fange die Sache erst einmal ganz easy an: mit Popmusik. Während des Lockdowns gab es da ja wohl ein Ereignis, bei dem man dabei gewesen sein muss. Nein, ich meine nicht den Auftritt des Rappers Travis Scott im Computerspiel Fortnite – obwohl das angeblich über 12 Millionen Menschen gesehen haben. Ich meine natürlich das „One World: Together at Home“-Konzert, initiiert von Lady Gaga. Sechs Stunden lang gab sich hier die Creme de la Creme der internationalen Popszene die Klinke in die Hand – jeder wollte mitmachen und sich von seinem Home-Office aus einschalten, ein Liedchen zum Besten geben.
Man muss Lady Gaga wieder einmal Respekt zollen, für das, was sie da auf die Beine gestellt hat – ihrem eigenen Rum hat das Ganze nicht geschadet und zusätzlich liefert sie während Onlinemarathons auch eine der besten Performances ab. Wenn man sich das Alles im Nachhinein ansieht, ist der Spaß nicht ganz so schön, wie live. Denn man kann nur einzelne Künstler anclicken. Das ist mühsam und oft sind die Songs auch nicht wirklich gut. Besser wäre es dann ein Standard-Musikvideo anzusehen, das ist wesentlich professioneller produziert und der Gesang ist auch besser.
Lustig ist natürlich immer noch zu gucken, wie das Zuhause aussieht bei den Stars. Im Nachhinein bekam vor allem John Legend Ärger. Er spielt Piano vor einer vollen – protzig wirkenden – Trophäenwand mit allen seinen Auszeichnungen, Die hätte er besser aus dem Regel räumen sollen … jetzt steht er als Angeber da.
Vorbildlich – und wieder einmal Rolemodel – ist da Meryl Streep. Die singt vor leerem Regal, zusammen mit Christine Baranski und Audra McDonald ein herrliches Stück mit dem Titel „The Ladies Who Lunch“, dessen Text auf ganz irrwitzige Weise zur heutigen Situation passt. Dieser Song ist einer von vielen Geburtstagsständchen für Stephen Sondheim, der Musical Komponist wurde am 22. März neunzig Jahre alt und das Video, in dem diese Hommage und Geburtstagsgrüße zu sehen sind, ist wohl ein künstlerisches Highlight, das die Corona Krise hervorgebracht hat – sehens- und hörenswert.
Mein absoluter Favorit ist allerdings Alesha Dixon. Zum einen weil auch hier einfach nur gute Laune versprüht wird, zum anderen, weil der Song „The Boy does nothing“ so witzig ist.
Im Duett
So mancher Pop-Artist hat den Lockdown auch genutzt, um sich in Erinnerung zu bringen, zum Beispiel Garry Barlow. Man kennt den netten Jungen einst von Take That. 100 Jahre her. Heute hat er ein bisserl zugelegt, singen kann er aber immer noch. Und das tut er jeden Tag im Duett. Vielversprechend und für einen gewissen Medienhype sorgte sein Duett mit dem ehemaligen Band-Partner Robby Willams – Take That Fans waren begeistert ob der kleinen Reunion. Aber gesanglich fand ich das Ganze dann eher lau. Wesentlich besser schneiden ohnehin die Damen ab, die Barlow zum Duett – unter dem Namen #TheCroonerSessions“ bittet. Anastasia zum Beispiel. Die Frau ist eine Maschine und versprüht in ihrem Song „I´m Outta Love“ durch den Bildschirm ihre wahnsinnige Energie.Mein absoluter Favorit ist allerdings Alesha Dixon. Zum einen weil auch hier einfach nur gute Laune versprüht wird, zum anderen, weil der Song „The Boy does nothing“ so witzig ist.
Ehrlich gesagt sind die meisten Duette aber oft schief gesungen und nicht immer ein absoluter Ohrenschmaus. Das macht aber nix. Es geht ja um etwas anderes --- um das Leben zu feiern und die Freundschaft – mit jedem gemeinsamen Song. Und wenn man fünf oder sechs Duette angehört hat, dann stellt sich sogar ein Suchtfaktor ein.
Vom Sofa aus
Dass man Musik für die eigenen Freunde einsetzen kann, das beweist eine kreative Idee von „Sofa Concerts“. In normalen Zeiten kann man auf dieser Webseite Künstler buchen, die zu einem nach Hause kommen – wo man ein Konzert vor dem eigenen Sofa bekommt. Aber in Corona-Zeiten geht das natürlich nicht. Daher kann man jetzt individuelle Grußbotschaften und Songs via Sofa Concert buchen. Hab ich gemacht und war ganz wunderbar –romantisch und sentimental - berührt (liebevoll gemacht von den Künstlern).Hauskonzerte
So, jetzt aber genug von Pop und Rock. Schließlich will ich diese Zeit nutzen, um auch mal ganz andere Musik zu hören. Und wenn wir schon beim Thema Hauskonzerte sind, dann fällt da vor allem einer auf, einer, den alle lieben und der sich in dieser Zeit ganz besonders verdient gemacht hat: der Pianist Igor Levit. Über 50 mal hat er bereits zum Hauskonzert gebeten (überraschenderweise auf Twitter). Und jedes Mal kommen über 40.000 Menschen um 19 Uhr virtuell zu ihm nach Hause. Da steht der Flügel von Levit – und er spielt ihn virtuos. Nicht aber ohne ein paar tröstende Worte und auch ein paar einfühlsame Erklärungen zu den Stücken, die er gleich spielen wird, zu geben. Herrlich, genußvoll und lehrreich.
Wer den besten TED-Talk aller Zeiten von Benjamin Zander kennt, der weiß um Kraft klassischer Musik. Aber Igor Levit legt noch eine Schippe drauf und: diese Hauskonzerte wird man vermissen.
Pompös
Ach ja und dann geht es immer noch ein bisschen klassischer – oder auch splieniger. Cameron Carpenter war mir, Musikbanause, bisher kein Begriff. Jetzt, dank Corona, schon. Der ausgeflippte Organist spielt die Orgel. Aber wie. Und in diesen Zeiten tut er das mit seinem gewaltigen Instrument vor Seniorenheimen. Fantastisch und solidarisch.
Darüber hinaus bringt der Lockdown natürlich jede Menge an Streaming-Konzerten (kann man alles im Münchner Feuilleton nachlesen. Doch das Format ist schwierig. Als Zuschauer, daheim am Laptop, ist man doch sehr kritisch, was die Tonqualität angeht – und im Nachteil. Live im Konzert würde man doch über die eine oder andere Dissonanz hinweghören … ist ja live. Aber wenn ich mir ein Konzert schon zuhause anhöre, dann kann das auch einfach eine gekaufte Platte, eine CD, ein Spotify-Whatever sein – warum also Live-Stream?.
Vielleicht ist das Ganze aber auch in zwei Wochen vergessen. Virtuell eben.
Die Woche ist zu Ende. Es war ein herrlicher Ausflug in die Welt der Musik – mit einigen Entdeckungen, die ich ohne Corona nie gemacht hätte. Und ich bin schon gespannt, was das nächste Thema bringt: Theatre & Performances.
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Gemeinsam
Besser ist es da dann gemeinsam zu singen. Und das machen jetzt viele Chöre – trotz Corona.. Singen ist krass ansteckend … das wird wohl erst, wenn der Impfstoff da ist, wieder erlaubt werden. Aber da entwickelt sich eine Alternative: Online wird via Facebook geübt und gesungen – jeder allein für sich … und dann im Zoom-Meeting zusammen. Wunderbar kann man sich das beim Budspenzerheartchor ansehen. Denn die haben für Terence Hill ein Geburtstatsständchen gesungen. Im Chor.Was bleibt?
Was bleibt von all der Musik online und virtuell? Vielleicht ein paar Corona-Songs, die jetzt im Netz die Runde machen und die auf TicTok oder YouTube geboren wurden wie etwa „Board In the House“ von Tyga und Curis Roach oder auch der schräge Mix „Coronavirus“ mit Cardi B.Vielleicht ist das Ganze aber auch in zwei Wochen vergessen. Virtuell eben.
Die Woche ist zu Ende. Es war ein herrlicher Ausflug in die Welt der Musik – mit einigen Entdeckungen, die ich ohne Corona nie gemacht hätte. Und ich bin schon gespannt, was das nächste Thema bringt: Theatre & Performances.
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