pssst... SAMMERY April 4/23

 

Das Tempo des Fortschritts hat sich verlangsamt. Sagt das Gottlieb Duttweiler Institut: „Um die Leistung eines Computerchips zu verdoppeln, sind heute 18 mal so viele Forscher nötig wie in den 1970er Jahren. Und in den USA gibt es 20 mal so viele ForscherInnen wie im Jahr 1930, doch das Produktivitätswachstum stagniert.“

Und doch hat man den Eindruck, dass uns die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gerade in rasender Geschwindigkeit um die Ohren fliegt. Denn während sich Chat-GTPs und Dall-Es fleißig neu erfinden, überlegen wir langsam, wie wir das alles nutzen können. Und ob es uns auch tatsächlich nützt.

Willkommen zum SAMMERY-Newsletter vor Ostern - ganz zum aktuellen Thema... nein, nicht Osterhasen ... sondern KI.

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#KIs als Co-Autoren

Für Storyteller und Filmemacher ist die Zusammenarbeit mit „Künstlicher Intelligenz“ nicht neu. Schon seit einigen Jahren nutzen Drehbuchautoren und Regisseure Computerprogramme und smarte Algorithmen, um die Dramaturgie von Storyboards und Filmideen zu analysieren. Zum Beispiel, um zu hinterfragen, ob eine Geschichte an der einen oder anderen Stelle etwas mehr „Spannung“ vertragen könnte. Bisher jedoch konnten sich nur die großen Studios diesen teuren Technologiesupport leisten. Jetzt aber bekommen die neuen Super-KIs Zugang zu jedermanns „Writer-Room“ und werden zu Co-Autoren. Wo genau Filmemacher heute schon mit KI arbeiten , hat Filmpuls hier ganz wunderbar zusammengefasst.

#KIs als Kreativer Schubs

Bereits 2016 stürzte das Projekt „The next Rembrandt“ der ING Bank die Kunstwelt in eine Sinnkrise. Um sich als innovatives Unternehmen zu positionieren, rüttelte ING an dem Verständnis von Kreativität. Sie fütterten einen Computer mit allen Informationen über die Kunst Rembrandts und forderten die so programmierte KI auf, einen „weiteren“ Rembrandt zu malen. Ganz im Stil des alten Meisters. Das Ergebnis war verblüffend.

Damals noch Sensation, stellt sich heute gar nicht mehr die Frage, ob Computer kreativ sein können. Die klassische Kreativitätstechnik des "Remix", derer sich viele Künstler, oder auch Kreative in Agenturen bedienen – das Kombinieren bekannter Muster und vorhandener Ideen – diese Technik beherrscht die sog. generative KI millionenfach besser. Denn sie schöpft aus einem unendlichen Reservoir an Möglichkeiten und kombiniert in unglaublicher Geschwindigkeit. Da können wir Menschen definitiv nicht mithalten.

Übernimmt also die KI unsern Job? Sind Kreative raus aus dem Geschäft? Ich glaube: noch nicht. Aber die Art, wie wir kreativ sind wird sich ändern und auch unsere Rolle im Kreativprozess. Wir werden die KI akzeptieren müssen - und sollten sie als Impuls- und Ideengeber einsetzen. Als Lieferant unendlicher Möglichkeiten.

Unsere Rolle wird dann eine brutale und anstrengende sein: wir werden am Ende die Auswahl treffen. Kreative müssen in der Zukunft noch genauer eine Vorstellung davon haben, was sie wirklich wollen. Und müssen aus einer unendlichen Flut an vermeintlich guten Lösungen die eine passende auswählen können. Ein krasser Job.

Ach ja, und wir kratzen erst an der Kruste der Möglichkeiten, wie uns der Artikel „Bringing stories to life“ von Blooloop zeigt.


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#KIs für Marken

Auch wenn wir glauben, dass Chat GTP jetzt ganz frisch und neu ist … etliche Markenunternehmen arbeiten schon umfassend damit (und sammeln Erfahrungen für uns. Wie nett.). Beispiele lassen sich im Trendreport von Shaping Design by Editor X nachlesen. Hier werden die Webtrends zusammengefasst (und da war schon 2022 „AI-powered branding“ ganz groß.).


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#KIs machen uns sorglos

Aber eines ist klar: die größte Chance dieser Technologien ist auch die größte Gefahr. Das Zeug ist so gut, dass wir möglicherweise bequem, sorglos und denkfaul werden, oder?

Und genau das ist das Einfalltor für noch größere Gefahren: für Unsinn und Dummheit.

Schon 2018 warnte Datenwissenschaftler Sinan Aral vor der Gefahr zunehmender Fake News durch Synthetic und Generative Media. Heute, fünf Jahre später, haben sich seine Prophezeiungen fast erfüllt. Um so wichtiger ist es, seinen TED Talk „How we can protect truth in the age of misinformation” zu kennen.

#KIs machen uns faul

Vieles, was durch KIs heute möglich ist, ist gut gemeint, am Ende aber fatal. bedtimestory.ai zum Beispiel. Für nur 9,99 Dollar monatlich erhält man hier für seine Kinder eine personalisierte Gutenachtgeschichte. Klingt wunderbar – gerade für gestresste Eltern. Und ist süß für die Kinder. Man gibt den Namen des Kindes ein und schon wird es zum Helden oder zur Protagonistin in der eigenen spannenden Story.

Schaut man genauer hin, so ist diese nette Technik aber nicht wirklich hilfreich – für beide. Kinder und Eltern. Wer sich dauernd selbst als Held seiner eigenen Geschichte hört und sieht, verliert die Kraft der Imagination und der Identifikation mit anderen. Ist also nicht so gut für Kinder.

Und die Eltern? Michael Moorstedt beschreibt das treffend in der SZ: „Aus Gründen intellektueller Faulheit versucht man selbst in intimsten Momenten genau die Dinge auszulagern, wegen derer das Leben überhaupt erst bedeutsam wird.“

Also bitte nicht gleich alles von der KI machen lassen.


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#KI: die vierte große Kränkung

Noch deutlicher wird Adrian Kreye am 20.2.23 in der SZ:

Demnach „ist künstliche Intelligenz die vierte große Kränkung der Menschheit. Erst kam Kopernikus und erzählte den Menschen, dass sie gar nicht der Mittelpunkt des Universums sind. Dann sagte ihnen Darwin, dass sie vom Affen abstammen. Danach kam Freud und reduzierte den menschlichen Geist auf Triebe und Begierden. Und nun also die künstliche Intelligenz, die so vieles besser kann als der Mensch, rechnen sowieso, aber auch Schach spielen, den Verkehr regeln, das Wetter vorhersagen, Tumore erkennen. Neulich gewann eine KI namens Watson in San Francisco sogar einen Debattierwettbewerb…“
Wir werden sehen, wo das alles hinführt. Es bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als interessiert und neugierig zu bleiben. Als Menschen.

Selbst #kreativ werden

Wer über Ostern selbst kreativ werden will – ganz ohne KI - dem empfehle ich das LinkedIn Training „Kreativität für Marketing und PR“. Da kann man sich ein paar Kreativitätstechniken aneignen und vor allem herausbekommen, wie kreativ man ist. Viel Spaß dabei und schöne Ostern.












Text: Petra Sammer (ohne KI) / Photo: profilepicture.ai / Unsplash


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