4 Tipps: Anleitung für mehr „Visuelle Unternehmenskultur“


»Visual culture demands that we not remain locked in some technical or mechanical account of seeing or visual representation, but recognize it as a field of anxiety, fantasy, and power.« - 

Betty Edwards visueller Storytellerin und Kunstvermittlerin betont den holistischen Anspruch der »visuellen Unternehmenskultur«. Für ssie ist die »Iconic Corporate Culture« weit mehr, als nur ein bisschen mehr »Bilder« einzusetzen.

Die eigene, visuelle Wahrnehmung stärken, visuelles Denken und Arbeiten fördern, Ästhetik als Führungsprinzip anwenden und Ideenfindung visuell stimulieren – das sind einige Anwendungsbereiche, in denen visuelles Storytelling positiv auf eine Unternehmenskultur einwirken und mit denen Sie den »Visual Turn« auch in Ihrem Unternehmen vorantreiben können. Doch starten Sie ganz einfach mit „aktivem Hinsehen“:

1. Aktiv Hinsehen!

„Die Bildung der Urteilskraft erwerben wir erst durch das Lernen des richtigen Sehens und Wahrnehmens.“
So beschreibt Nadine Schreiner in ihrer Dissertation »Vom Erscheinungsbild zum ›Corporate Design‹« die Arbeitsweise von Otl Aicher, Designer der Olympischen Sommerspiele 1972, die mit dem »richten Sehen« beginnt – sie zitiert Aicher dabei in der für ihn typischen Kleinschreibweise: »Er (Aicher) analysierte, dass der Mensch nur das sieht, ›was uns die kultur als sehenswert aufbereitet hat.‹

Das Sehen ist für Aicher vergleichbar mit Goethes Ansicht einer ›inneren anschauung‹, das bildliche Denken ist nicht linear (...), sondern es sieht zusammenhänge, relationen, beziehungen, analogien.«

Ähnlich wie »aktives Zuhören«, so muss im Unternehmen daher auch »aktives Hinsehen« geübt und trainiert werden. Es ist eine Fähigkeit, die insbesondere von Führungskräften viel stärker gefordert und gefördert werden sollte.

2. Visuell arbeiten!

»We must rethink information. (...) Visualization tools will require a new visual literacy for employees. While many companies rely on a creative or design team for visual communication, regular employees will more frequently be called upon to interpret and communicate data in a visual format.« 
Schon 2007 machte das IFTF, Institute for the Future, auf die wachsende Bedeutung visueller Informationen in der Unternehmenskommunikation und in unternehmensinternen Arbeitsabläufen aufmerksam. Damit einher geht die Notwendigkeit, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in allen Bereichen des Unternehmens im Umgang mit visuellen Informationen und visueller Datendarstellung zu schulen. Text wird im Unternehmen mehr und mehr verdrängt werden- zugunsten effizienter Bild- und Bewegtbild- Kommunikation. So werden u.a. Arbeitsmeetings in der Zukunft in Poster- und Fotopräsentationen bestehen werden und schriftliche Berichte verstärkt mit Hilfe von Infografiken oder Videos präsentiert werden.

3. Ästhetisch führen! 

Dass Visualität und der damit verbundene Sinn für Ästhetik zukünftig auch Teil von Führungsprinzipien werden, prophezeit Benedikt Hackl bereits 2015 im Interview mit dem »Harvard Business Manger«. Der Professor für Personalwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden- Württemberg sieht die »Ästhetik als Leitplanke des Führungshandelns« als einen der Megatrends der kommenden Jahre:

»Zugegeben, Ästhetik scheint auf den ersten Blick nichts mit ökonomischer Realität oder Organisation zu tun zu haben, sondern eher im künstlerischen Schönen verortet zu sein. Aber in diesem Begriff versammeln sich auch andere Erwartungen und Vorstellungen wie Kreativität, Innovation, Vollkommenheit, Gelingen oder Wirksamkeit. Ästhetik kann insofern als Leitmetapher für einen Zustand oder einen Prozess gesehen werden (...) Sie glauben dennoch, dass es sich dabei nur um ein philosophisches Denkmuster handelt? Machen Sie sich klar, dass Ästhetik weniger ein Gegenbegriff zu Effizienz oder Dynamik ist, sondern mehr für nachhaltige Qualität und eine humane wie ressourcenbezogene Optimierung von Führungslogiken steht. Dazu gehört neben Ansehnlichkeit und Vollständigkeit auch Angemessenheit und persönliche Begrenzung sowie ein inneres Verhältnis der Teile zum Ganzen (...) Sie sollten Ästhetik in ihr Führungshandeln integrieren.«


Die Ästhetik des visuellen Storytelling bietet Führungskräften ein interessantes Ordnungssystem, mit dem sich Vision, Werte, Ziele und Strategien effizient und merkfähig vermitteln lassen. Gleichzeitig steht es jedem Manager frei, seine eigene, individuelle visuelle Sprache zu finden und sich damit seinem Umfeld kreativ und einprägsam zu vermitteln.

4. Visuell stimulieren!

Sunni Brown, Autorin des Buches »The Doodle Revolution ruft Unternehmen und deren Kreativteams dazu auf, Visualisierung im Ideenprozess einzusetzen: 

»Establish a Whiteboard-Culture«

Sie ermutigt Manager, Problemstellung sowie Ideenansätze selbst zu skizzieren und zu zeichnen. Wer Ideen selbst auf Papier bringt, trainiert nicht nur die eigene Vorstellungskraft, sondern stimuliert auch neue Sichtweisen und Ansatzpunkte für Lösungen.

Wer schon mal ein visuelles Brainstorming besucht hat, weiß um die Kraft der Bilder, die plötzlich Gestalt annehmen. Anstatt Ideen nur als Worte kreisen zu lassen oder auf Flipcharts zu schreiben, zeichnen in diesem Fall die Teilnehmer ihre Ideen als Doodle oder kleben sie als Collagen.

Zuvor hilft das Verwenden einer bildlichen Sprache aus Analogien oder Metaphern dabei, das Problem bildlich vor Augen zu führen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und mit anderen, verwandten Problemlösungen zu vergleichen.

Brainstormings, die mit der Frage »Wie sieht das Bild des Erfolges aus?« oder »Welches Bild symbolisiert unsere Lösung?« beginnen, versprechen interessante Startpunkte für die Ideenfindung.

"Bilder bestimmen zunehmend unsere Welt und unseren Alltag, in der Werbung, der Unterhaltung, der Politik, selbst in der Wissenschaft beginnen sie, sich vor die Sprache zu drängen. (…) Doch umstritten bleibt, ob das Wort oder das Bild am Anfang war oder wer von beiden am Ende ist. Hat gar das Bild das letzte Wort?“
Die Medienwissenschaftlerin Doris Bachmann-Medick äußert sich im Magazin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften kritisch „zur Macht der Bilder“. Um für den „Visual Turn“ gewappnet zu sein, fordert sie:
„(…) Um den anschwellenden ›Bildersturm‹ (Genitivus subjectivus) mit Augenmaß bewältigen zu können, bedarf es einer Bildkompetenz, die unserer Schriftkultur fehlt. Der Analphabetismus ist hierzulande weitgehend überwunden, das Problem des ›Anikonismus‹ oder der Unfähigkeit, Bilder angemessen zu interpretieren, ist indes noch nicht einmal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen."
Die Beschäftigung mit Bildern ist unausweichlich – für Unternehmen und Marken. Die Flut der Bilder in Unternehmenskommunikation und Marketing hat längst eingesetzt – es ist jetzt an uns, dieses fantastische Instrument des "visuellen Storytellings" richtig zu erlernen und zu nutzen. 

Und ich hoffe, Sie haben Lust darauf bekommen, selbst ein visueller Storyteller zu werden.



Wenn Sie sich in die Themen „Storytelling“, „Visuelles Storytelling“ und „Leadership-Storytelling“ vertiefen wollen, so empfehle ich Ihnen eines dieser Bücher – oder den Blog: Amazing Stories


Photo by Hester Qiang on Unsplash

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