Kein Platz für Buchstaben? Die Sprache des Content-Marketing



»Alle, die mit Kommunikation, Werbung oder Publishing zu tun haben, haben keine andere Wahl als diesen Trend zu berücksichtigen. Wer als Marke wahrgenommen werden möchte, der braucht eine eindeutige Bildsprache, ein visuelles Narrativ. Sonst geht er unter. Das bedeutet (...) auch, dass an Bildern nicht gespart werden darf, dass es einen enormen Bedarf an gutem Bildmaterial und guten Fotografen gibt. Denn je mehr Bilder den Alltag prägen, desto schwieriger wird es, aus der Masse herauszustechen«, so Mario Münster in seinem Blogbeitrag zum Thema Visual Storytelling. 

Und weiter: »Da ist kein Platz für Buchstaben. Personalverantwortliche in Unternehmen denken schon jetzt darüber nach, wie sie ihr Unternehmen auf Apps wie Instagram erlebbar machen können, um den Nachwuchs für ihr Unternehmen zu begeistern. Mit Szenen aus einem aufregenden Arbeitsalltag. Stellt sich die Frage, wann Bewerbungen in Form von Fotostorys zur Regel werden.«

Für Onlinekommunikation und -marketing stand lange Zeit das geschriebene Wort im Zentrum. Keywords waren der Schlüssel für eine erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung. Je häufiger der definierte Begriff genannt wurde, desto besser, und desto höher das Google-Ranking. Wer im Netz gefunden werden wollte, setzte auf die Macht der Wörter. Doch die neue Sprache des Content-Marketing heiß Bild (ach ja und Audio, oder? Podcast? Ja! Clubhouse? War da was?).

Der Charme der Bilder

Attraktive visuelle Inhalte versprechen heute Aufmerksamkeit, Besuche, Klicks und Abverkäufe. Konsumenten klicken bis zu 40 Prozent häufiger auf Informationen, Posts und Nachrichten, wenn Bilder angeboten werden.

Selbst Profis lassen sich vom Charme der Bilder verführen: Eine Auswertung von 10.000 Pressemitteilungen durch den Pressedienst PRNewswire ergab, dass Pressemitteilungen, die Bilder, Infografiken und Bewegtbild enthalten, bis zu 77 Prozent häufiger von Journalisten aufgegriffen werden als reine Textmitteilungen. (…)

Denn Bildern liegt eine ganz eigene Kraft inne, die wir bisher noch nicht im Ansatz ausgeschöpft haben – eine Kraft, die David Griffin, Leiter der Fotoredaktion des National Geographic, in seinem TEDTalk über Fotojournalismus wunderbar zum Ausdruck bringt:
»It is these kinds of stories, ones that go beyond the immediate or just the superficial that demonstrate the power of photojournalism. I believe that photography can make a real connection to people, and can be employed as a positive agent for understanding the challenges and opportunities facing our world today.«
Bilder haben die Kraft, hinter das Unmittelbare und Oberflächliche zu sehen und mehr zu zeigen als das Offensichtliche. Und genau diese Kraft gilt es, in der Unternehmenskommunikation und im Marketing heute durch »Visuelles Storytelling« zu nutzen. Die Informationsgesellschaft von morgen ist eine »visuell kommunizierende Gesellschaft«. Nutzen wir diese Chance. Und wenn Sie jetzt den Eindruck haben, dass dieses Thema nur etwas für Kreative und Kunstschaffende ist oder für Menschen, die sich schon in der Schulzeit im Kunstunterricht mächtig ins Zeug gelegt haben, keineswegs aber für jemanden, der BWL, Marketing oder gar Jura studiert hat, jemanden, der sich sein gesamtes Leben lang auf Text konzentriert hat und dessen höchste visuelle Ausdrucksform PowerPoint-Präsentation sind, wenn Sie weder „Digital Native“ sind noch der „Generation Z“ angehören und gar Sorge haben, ob Sie sich auf diese neue Medienwelt einstellen können oder wollen ... wenn Sie so denken, dann möchte ich Sie mit einem Zitat der Autorin Debbie Millman aufmuntern, die ihren Workshop-Teilnehmern zum Thema »Visual Storytelling« Folgendes sagt:

»All you need is a love for art and a love for language and a desire to put the two of this together in a meaningful way.«

Übrigens ...

Versinken auch Sie in der Flut Ihrer eigenen Bilder? Wie viele Bilder haben Sie auf Ihrem Smartphone gespeichert? Sehen Sie doch einmal nach! Wenn Sie nur ein einziges Bilder behalten dürften, welches wäre Ihnen am wichtigsten?

Kodak befragte 2014 die Deutschen nach dem bedeutendsten Moment in der Geschichte der letzten 50 Jahre und dem dazu passenden Bild. Der Gewinner? Silvester 1989, als West- und Ostdeutsche nach dem Mauerfall zum ersten Mal den Jahreswechsel feierten. Platz 2 belegte das Bild des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brand, der 1970 in Andacht vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettoaufstandes auf die Knie fiel. Auf Platz 3 kam das Bild der Ansprache von Hans-Dietrich Genscher, der auf dem Balkon der Prager Botschaft den DDR-Flüchtlingen verkündet, dass sie ausreisen können. Platz 4: die Milleniumsfeier im Jahr 2000. Platz 5: der Torjubel von Mario Götze nach dem entscheidenden Tor im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Und was ist Ihr wichtigster Foto-Moment?


Textauszug aus dem Buch „Visual Storytelling: Visuelles Erzählen in PR und Marketing“ von Petra Sammer und Ulrike Heppel, O´Reilly.

Photo by Mar Cerdeira on Unsplash


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