Bilder, die die Welt bedeuten
Neben angeborenen Reizmustern und solchen, die wir durch eigene Erfahrung erlernen, sollen gibt es auch visuelle Reize, die kulturell bedingt sind. Die Interpretation bestimmter Farben gehört in diese Kategorie. Susanne Marschall, Professorin der Medienwissenschaften an der Universität Tübingen, beschäftigte sich in ihrer Habilitationsschrift mit Farbe im Kino und ihrer kulturellen Deutung:
»Die Farben im Film, auf der Leinwand, auf dem Monitor sind immer das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung von (kulturell gelernter) Ästhetik und Technologie. Das gilt gerade für die digitalen Medien. Aber auch filmhistorisch ist dieser Zusammenhang relevant. Bereits 1895, als die Gebrüder Lumière die ersten Filmstreifen weltweit vorführten, waren diese farbig. Allerdings musste Bild für Bild mühsam mit dem Pinsel bemalt werden. Und das sieht man natürlich. In den 1910er und 1920er Jahren wurde viragiert, die gedrehten Szenen wurden je nach ihrer Bedeutung in Farbbäder gelegt. Blau bedeutete Nacht, Tagszenen waren goldgelb. Heute noch sehen wir in aktuellen Filmen viele Nachtszenen mit einer blauen Tönung, weil die blaue Farbe die Nachtszenen veredelt. (...) Wenn der Abend kommt, wird das Licht tatsächlich bläulich. Aber die tiefe Nacht ist in Wirklichkeit schwarz, farblos. Die farbsymbolische Gestaltung von Filmszenen bezieht sich (...) oft auch auf die Farbsymbolik, die wir kulturell erlernt haben. Blau ist die Farbe der Transzendenz, des Geistes, aber auch des Todes. Solche Bedeutungen nimmt der Zuschauer im Film unbewusst wahr, falls er sich nicht explizit mit Ästhetik und Bildgestaltung beschäftigt.«
Hierzu drei Tipps: Lesen Sie unbedingt Farbe im Kino von Susanne Marschall. Lesen und staunen Sie mit dem Blogbeitrag „How to use color in film“ und sehen Sie sich den wunderbaren Videoessay von Lewis Bon „Color in Storytelling“ an. Sie werden danach jeden Film mit anderen Augen sehen
Martin Sykes definiert in seinem Buch »Stories that Move Mountains « das Konzept der »Visual Story« als »simple and clear visualization of an idea, presented on a single ›sheet of paper‹ for the purpose of guiding a group of people to a specific conclusion«.
So ein symbolisches Bildmotiv druckte Steward Brand, Herausgeber des Whole Earth Catalog, 1968 auf das Titelbild seines Magazins. Die erste Aufnahme der Erde – vom All ausgesehen. Walter Isaacson, Biograf von Steve Jobs, schreibt über dieses Bild:
»Auf dem ersten Cover dieses Katalogs war das berühmte Bild der aus dem Weltraum aufgenommenen Erde abgebildet. Die Bildunterschrift lautete: ›access to tools‹. (...) Jobs wurde ein Fan dieses Katalogs. Vor allem die letzte Ausgabe (...) faszinierte ihn. (...)
Auf der Rückseite der letzten Ausgabe befand sich ein Foto von einer Landstraße im Morgengrauen, eine, auf der man vielleicht trampen würde, wenn man das Abenteuer suchte. Darüber stand: ›Stay hungry. Stay foolish.‹ – Zwei Sätze, die Steve Jobs zu seinem Lebensmotto machte.
Mehr zum Thema „Visuelles Erzählen“ finden Sie in dem Buch „Visual Storytelling: Visuelles Erzählen in PR und Marketing“ von Petra Sammer und Ulrike Heppel, O´Reilly – aus dem dieser Textauszug stammt.
Photo by Christi Marcheschi on Unsplash
»Die Farben im Film, auf der Leinwand, auf dem Monitor sind immer das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung von (kulturell gelernter) Ästhetik und Technologie. Das gilt gerade für die digitalen Medien. Aber auch filmhistorisch ist dieser Zusammenhang relevant. Bereits 1895, als die Gebrüder Lumière die ersten Filmstreifen weltweit vorführten, waren diese farbig. Allerdings musste Bild für Bild mühsam mit dem Pinsel bemalt werden. Und das sieht man natürlich. In den 1910er und 1920er Jahren wurde viragiert, die gedrehten Szenen wurden je nach ihrer Bedeutung in Farbbäder gelegt. Blau bedeutete Nacht, Tagszenen waren goldgelb. Heute noch sehen wir in aktuellen Filmen viele Nachtszenen mit einer blauen Tönung, weil die blaue Farbe die Nachtszenen veredelt. (...) Wenn der Abend kommt, wird das Licht tatsächlich bläulich. Aber die tiefe Nacht ist in Wirklichkeit schwarz, farblos. Die farbsymbolische Gestaltung von Filmszenen bezieht sich (...) oft auch auf die Farbsymbolik, die wir kulturell erlernt haben. Blau ist die Farbe der Transzendenz, des Geistes, aber auch des Todes. Solche Bedeutungen nimmt der Zuschauer im Film unbewusst wahr, falls er sich nicht explizit mit Ästhetik und Bildgestaltung beschäftigt.«
Hierzu drei Tipps: Lesen Sie unbedingt Farbe im Kino von Susanne Marschall. Lesen und staunen Sie mit dem Blogbeitrag „How to use color in film“ und sehen Sie sich den wunderbaren Videoessay von Lewis Bon „Color in Storytelling“ an. Sie werden danach jeden Film mit anderen Augen sehen
Visual Stories - Bilder, die an Geschichten erinnern
Nicht nur Farben, sondern ganze Bildmotive können kulturell definiert sein. Diese Bilder ragen als Symbole aus der Vielfalt der Bilder heraus, denn ihr visueller Reiz löst in uns nicht nur Gefühle aus, sondern sie symbolisieren komplexe Informationsinhalte, die dem Thema »visuelle Story« sehr nahekommen.Martin Sykes definiert in seinem Buch »Stories that Move Mountains « das Konzept der »Visual Story« als »simple and clear visualization of an idea, presented on a single ›sheet of paper‹ for the purpose of guiding a group of people to a specific conclusion«.
So ein symbolisches Bildmotiv druckte Steward Brand, Herausgeber des Whole Earth Catalog, 1968 auf das Titelbild seines Magazins. Die erste Aufnahme der Erde – vom All ausgesehen. Walter Isaacson, Biograf von Steve Jobs, schreibt über dieses Bild:
»Auf dem ersten Cover dieses Katalogs war das berühmte Bild der aus dem Weltraum aufgenommenen Erde abgebildet. Die Bildunterschrift lautete: ›access to tools‹. (...) Jobs wurde ein Fan dieses Katalogs. Vor allem die letzte Ausgabe (...) faszinierte ihn. (...)
Auf der Rückseite der letzten Ausgabe befand sich ein Foto von einer Landstraße im Morgengrauen, eine, auf der man vielleicht trampen würde, wenn man das Abenteuer suchte. Darüber stand: ›Stay hungry. Stay foolish.‹ – Zwei Sätze, die Steve Jobs zu seinem Lebensmotto machte.
Mehr zum Thema „Visuelles Erzählen“ finden Sie in dem Buch „Visual Storytelling: Visuelles Erzählen in PR und Marketing“ von Petra Sammer und Ulrike Heppel, O´Reilly – aus dem dieser Textauszug stammt.
Photo by Christi Marcheschi on Unsplash