Was Sie als Storyteller auf keinen Fall tun sollten

 

Es gibt 1.000 Fehler, die Sie als Storyteller machen können. Die vier schwerwiegendsten sind hier genannt:

Fehler: Sich selbst etwas erzählen

Geschichten werden für ein Publikum erzählt und nicht für das eigene Ego. Eine gute Story erzählen Sie besser nicht für und vor sich selbst, sondern immer für Ihre Zuhörer. Dazu gehört, dass Sie Ihrem Publikum nicht alles erzählen, was Sie wissen, nur um sich als Fachmann oder Fachfrau zu profilieren. Dazu gehört, dass Sie Ihrem Publikum nur das erzählen, was für Ihre Zuhörer wirklich wissenswert und nutzbringend ist. Ihre Geschichte ist nicht Selbstzweck, sie ist Mehrwert. Und dazu gehört auch, dass Sie während der Präsentation dem Publikum nicht den Rücken zuwenden und selbstverliebt auf Ihre eigenen Folien starren. Gute Storyteller stehen buchstäblich immer mit dem Rücken zur Wand – denn sie liefern sich dem Publikum aus und geben in jeder Geschichte auch ein Stück von sich selbst preis.

Fehler: Eine Geschichte erzählen, die gar keine Geschichte ist

Paul Smith, der in seiner Karriere als Marktforscher beim Konsumgüterunternehmen Procter & Gamble viele Präsentationen beobachten konnte, kennt das selbstverliebte Format vieler Manager, die eine Rede nur halten, um sich Applaus abzuholen. Aber zu den Todsünden des Storytellings zählt er vor allem die Tatsache, dass vieles »Story« genannt wird, was gar keine Geschichte ist:

»If you want to tap into the benefits of storytelling, you need to actually tell a story. That might sound obvious, but the fact that everyone around you may be calling your speech memo, mission statement, or corporate sales pitch a ›story‹ doesn’t make it one.«

Um eine Geschichte von anderen Kommunikationsformen zu unterscheiden, hat Smith einen Tipp: Wenn Sie Sätze hören wie »Unsere Vision wird in den kommenden fünf Jahren dafür sorgen, dass ...« oder »Hier sind drei gute Gründe, warum Sie in unser Geschäftsmodell investieren sollten ...« oder »Diese drei Aspekte definieren den Kern unserer Marke ...«, dann ist das definitiv nicht Storytelling. Geschichten sind Narrationen, sind Ereignisse.

In Stories passiert etwas, und sie beginnen mit Sätzen wie »Am Sonntag früh rief mich unser wichtigster Kunde in voller Panik auf meinem Handy an ...« oder »Das erste Mal, als meine Mutter unser Produkt ausprobierte ...« oder »Ich hatte die Idee zu unserer Firma in dem Augenblick, als ich gefeuert wurde. Folgendes war passiert ...« Sie erkennen eine Geschichte daran, dass sie einen Zeitpunkt nennt, einen Ort und eine Hauptfigur. Achten Sie darauf und lassen Sie sich nichts anderes als »Story« verkaufen.

Fehler: Um Erlaubnis fragen

Schlimm ist - für Paul Smith - auch, dass viele Führungskräfte den Eindruck machen, sie müssten eine Geschichte ankündigen oder gar um Erlaubnis bitten, diese zu erzählen. Vielleicht kennen auch Sie die Situation, in der ein Kollege aufsteht und sagt: »Entschuldigung, kann ich dazu kurz mal eine Geschichte erzählen? Das dauert auch nicht lang.«

Entschuldigung und Frage sind Zeichen der Verunsicherung. Der Redner, der um Erlaubnis bittet, ist sich nicht sicher, ob das Format der Story, das er wählen will, das richtige ist.

Verheerend kommt hinzu, dass er durch seine Ankündigung alles noch viel schlimmer macht. Denn wenn er selbst seiner Geschichten so wenig Wertschätzung entgegenbringt, warum sollten es die Zuhörer tun?

Fehler: Eine Geschichte ankündigen

Und kündigen Sie Ihre Story auch nicht an, sondern beginnen Sie direkt mit Ihrer Erzählung. Was passiert denn, wenn Montagmorgen ein Kollege im Meetingraum seine Rede beginnt mit den Worten: »Guten Morgen allerseits. Ich möchte gerne das Meeting heute mit einer Geschichte beginnen ...«?

Die Gebrüder Grimm lassen grüßen. Anstatt dass sich im Raum Energie aufbaut, ist es nach dieser Aussage erst einmal vorbei mit der Konzentration, denn jetzt kommt ja erst einmal »nur« eine Geschichte. Die Fakten können warten.

Schlimmer noch als die einschläfernde Assoziation einer »Gute-Nacht- Geschichte« sind Augenrollen und ein süffisantes Lächeln in den Gesichtern der Zuhörer nach dem Motto: »Ach, jetzt ist das Thema ›Storytelling‹ auch beim Kollegen angekommen.« In beiden Fällen kann der Kollege, der mit einer Geschichte sein Thema neu präsentieren will, nicht mit Aufmerksamkeit rechnen.

Daher: Keine Entschuldigung, keine Ankündigung ... Legen Sie einfach los. Viel Spaß und Erfolg dabei.

Interesse an noch mehr Tipps und Tricks rund um das Thema „Storytelling in Rede und Präsentation“? Dann lesen Sie doch gerne weiter. In dem Buch, aus dem dieser Text stammt: What´s your Story? Leadership Storytelling für Führungskräfte, Projektverantwortliche und alle, die etwas bewegen wollen, O´Reilly, 2019.

Und Sie wollen noch einen Talk zum Thema "Storytelling" ansehen? Dann interessiert Sie vielleicht mein aktueller TEDx-Talk "Über gutes Storytelling und die dunkle Seite des Erzählens".


Photo by Daniela Holzer on Unsplash

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