Wie überraschend, der Schluss
»The Aha! experience is much more satisfying when it is preceded by the Huh? experience.« – Chip & Dan Heath
Denken Sie am Anfang Ihrer Rede, Ihrer Präsentation, Ihres Vortrages auf jeden Fall schon an den Schluss. Denn der muss definitiv ein anderes Niveau haben als der Anfang. Wenn es nach Nancy Duarte geht, die jede Rede gern als Sparkline sehen möchte, sollte man am Ende das »was ist« hinter sich gelassen haben und den Schlusspunkt setzen mit »was wäre, wenn« und »was könnte sein«. Das Publikum wird mit einer Hoffnung und einem Versprechen entlassen. Ob Sie dieses geben können und wollen, hängt ganz von Ihnen und Ihrem Thema ab. Auf jeden Fall sollte Ihr Publikum am Ende der Präsentation mehr wissen als am Anfang.
Wird sich Ihr Publikum dieses neu gewonnene Wissen aber merken können?
Das hängt stark von Ihrem Schluss ab. »Ohne Gefühle gibt es keine Erinnerung«, so der Neuropsychologe Hans J. Markowitsch von der Universität Bielefeld. Und genau dies ist eine Einladung an jeden Storyteller, Redner und Präsentator, den Schlusspunkt ganz besonders interessant und emotional zu gestalten. Paul Smith, ehemaliger Manager bei Procter & Gamble, vertraut am Schluss auf das Momentum der Überraschung – nicht so sehr, um sein Publikum zu beeindrucken, sondern vor allem, um das vermittelte Wissen im Langzeitgedächtnis zu verankern:
»The purpose of a surprise at the end is to sear the entire story in your audience’s long-term memory. Memories don’t form instantly in the brain like a photography. They form over a period of time shortly after the event happens – a process psychologists call memory consolidation.«
Diese Gedächtniskonsolidierung wird durch emotionale Erfahrungen erheblich verstärkt. Dabei spielt die emotionale Regung des Staunens eine ganz entscheidende Rolle, denn »Staunen motiviert uns, etwas Neues zuverstehen (...). Der neue Sachverhalt wird mit vielen Eindrücken verknüpft im Gedächtnis abgespeichert und kann deshalb besonders leicht wieder abgerufen werden«, so der Kognitionsforscher Ralph Ohnemus.
Bringen Sie also Ihr Publikum – ganz besonders am Ende – zum Staunen. Der Anfang Ihrer Story ist entscheidend, um die Aufmerksamkeit zu wecken, aber das Ende macht den markanten Unterschied. Deshalb legt Paul Smith uns den Schluss eindringlich ans Herz:
»If you can choose between placing the surprise at the beginning or the end (of your story), always choose the end. It’s much more important in making the story memorable and maintaining listeners’ interest throughout the story while they wait to find out the detail your hiding from them.«
Das Staunen kommt am Ende: 7 Ideen für Ihren Schlusspunkt
Zum Schluss zu kommen, ist oft gar nicht so einfach. Mit diesen sieben Tipps machen Sie einen starken Abgang:
- Zurück zum Anfang: Knüpfen Sie in Ihrer Präsentation an Ihr Anfangsstatement an oder erzählen Sie eine Geschichten zu Ende, die Sie zu Beginn Ihrer Präsentation eingeleitet haben. Geben Sie Ihrer Präsentation einen Rahmen, indem Sie Anfang und Ende miteinander verbinden.
- Daumenkino: Fassen Sie am Ende im Schnelldurchlauf – wie in einem Daumenkino – die wichtigsten Punkte zusammen und verknüpfen Sie diese logisch miteinander.
- Schluss-Story: Beenden Sie Ihre Präsentation mit einer kurzen persönlichen Geschichte oder Anekdote.
- Humorvoller Schluss: Beenden Sie Ihre Rede mit einer kurzen humorvollen Pointe.
- Zitierfähig: Beschließen Sie Ihre Präsentation mit einem Zitat, das Ihre These bestätigt.
- Appell: Stellen Sie einen Appell ans Ende Ihrer Präsentation und entlassen Sie Ihr Publikum mit der klaren Aufforderung, etwas zu tun.
- Inspirieren Sie: Entlassen Sie Ihr Publikum mit einem inspirierenden Gedanken; regen Sie zum Nachdenken an und zum gemeinsamen Gespräch nach der Rede.
Noch mehr Tipps finden Sie in dem Buch, aus dem dieser Text stammt: What´s your Story? Leadership Storytelling für Führungskräfte, Projektverantwortliche und alle, die etwas bewegen wollen, O´Reilly, 2019. Lesen Sie dort gerne weiter oder kommen Sie in einen meiner Workshops. Zum Beispiel in das Webinar „Storytelling für Rede und Präsentation“ – am 15. September 2020 online. Alle Infos dazu finden Sie auf der Webseite der news aktuell Academy. Ich freue mich auf Sie.
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