How to present online - Tipps und Tricks für Virtual Storytelling


Über 20 Jahre lang präsentiere ich in Webinare und Onlinekonferenzen - in einer großen Agentur kommt man da gar nicht drumherum. Mir macht das virutelle Präsentieren immer Spaß, auch wenn man als Präsentator nur auf einen Bildschirm einspricht und wenig Energie zurückbekommt. Niemals hätte ich gedacht, dass diese Art zu Präsentieren mal eine Kernkompetenz für Manger*innen werden würde. Jetzt, in CoronaZeiten, ist es wohl soweit. Und daher will ich gerne meine Erfahrungen weiter geben - in einer kleinen Sammlung Tipps und Tricks. Und einer mir ganz eigenen Methode. Der pssst....Methode. Aber lesen Sie selbst:

Wann immer wir auf die Bühne treten oder hinter ein Rednerpult, wann immer wir ein Mikrofon in die Hand nehmen und in eine Kamera blicken, stehen wir unter Strom. Denn wir treten vor ein Publikum - das gespannt ist, zu hören, was wir zu sagen haben.

Der eine oder die andere von uns liebt diese Situation. Diese Mischung aus Nervosität, Lampenfieber und freudiger Erwartung. Viele aber fürchten diesen Moment – allein vor einer Gruppe zu stehen, ungeschützt den Blicken und auch dem Urteil des Publikums ausgesetzt zu sein.

Da möchte man meinen, dass es viel einfacher ist, das Ganze von zuhause aus zu machen. Gemütlich vom heimischen Schreibtisch aus zu präsentieren und aus sicherer Entfernung in einer Video-Konferenz aufzutreten.

Doch der Schein trügt. Gerade wenn man schüchtern und im „no pants“-Modus in die Kamera des Home-Computers hineinspricht, kann die Präsentation zum Desaster werden – denn allzu schnell vergisst man, dass man beobachtet wird.

Professionelle Sprecher leiden online ganz besonders, denn sie bauen in ihrer Rede auf das Feedback der Zuhörer. In einem Webinar, wo alle stumm geschaltet sind, bleibt dieses aus. Und so spulen viele ihr Programm dann lust- und lieblos herunter.

Ganz egal, zu welcher Sprecher-Kategorie Sie sich selbst zählen – ob Rampensau oder Lampenfieber-Nervösling – hier kommen ein paar Tipps und Tricks, die Ihnen helfen, online und per Video eine gute Figur zu machen. Und um Ihnen eine Orientierung zu geben, bietet sich die pssst… Methode an - mit fünf Bausteinen, die für jede Präsentation ganz entscheidend sind:

  • P wie Persönlichkeit

  • S wie Story

  • S wie Struktur

  • S wie Sinnlichkeit und natürlich

  • T wie Technik

P wie Persönlichkeit

Die besten Präsentationen „live und in Farbe“ sind diejenigen, die mit Begeisterung und Leidenschaft vorgetragen werden. Und für virtuelle Meeting gilt das ganz besonders.

Zeigen Sie, wie sehr Sie für Ihr Thema „brennen“. Und nehmen Sie sich vor, dass Sie Ihr Publikum daher begeistern, inspirieren und motivieren werden. Der Funke kann auch online überspringen. Wie? Das liegt ganz an Ihnen – und Ihrer Haltung:

  • Gehen Sie positiv in die Präsentation – das ist Ihre Bühne. Auch wenn Sie das Publikum nicht sehen – es ist da.
  • Bereiten Sie sich so gut wie möglich vor, damit Sie mit Vorfreude auf die Veranstaltung blicken – und wissen, welches Chart als nächstes kommt. Besonders in virtuellen Präsentationen sollten Sie den Überblick bewahren.
  • Zeigen Sie sich mit Ihrer ganzen Persönlichkeit – wenn schon nur der Oberkörper von Ihnen zu sehen ist und das auch noch in einem kleinen Bildausschnitt. Hinterlassen Sie einen lebendigen Eindruck, unterstreichen Sie Ihre Aussagen mit Gestik und Mimik. Auch online wirken Sie als Mensch und Person.
  • Planen Sie Smalltalk ein. Jede Onlinekonferenz beginnt mit einem kleinen Vorspiel und gerne auch mit einer Fragerunde am Schluss. Planen Sie diese Zeit ein und nutzen Sie die Plauderei nicht nur für Ihr Warmup, sondern auch, um sich dem Publikum vorzustellen.

S wie Story

Präsentieren Sie nicht, erzählen Sie! Denn machen wir uns nichts vor … Präsentationen sind ermüdend. Online noch mehr als live. Sie als Redner müssen all Ihre Konzentration aufbringen, um Ihre Rede vor „virtuellem Publikum“ zu halten. Aber auch Ihre Zuhörer müssen sich gehörig konzentrieren. Genau wie Sie sitzt das Publikum nicht mit Ihnen in einem Raum, sondern hört und sieht Sie nur per Computer. Schnell ist man gelangweilt und lenkt sich unbemerkt und parallel mit anderen Dingen ab. Machen Sie es Ihren Zuhörern also leicht, bei der Sache zu bleiben. Wie? Ganz einfach mit Storytelling:

  • Bauen Sie Beispielerzählungen ein, die Ihre theoretischen Thesen anschaulich machen
  • Lockern Sie mit kleinen Anekdoten den Vortrag auf und wecken Sie die Aufmerksamkeit des Publikums, wenn Sie von Fachsprache zu Alltagssprache wechseln
  • Geben Sie etwas von sich Preis, erzählen Sie etwas über sich und überraschen Sie Ihr Publikum mit ganz persönlichen Einblicken, Ansichten und Erfahrungen. Sie sind zwar der Experte, aber doch auch ein Mensch, wie du und ich. Verbrüderen Sie sich mit dem Publikum.

S wie Struktur

„Wann sind wir endlich da?“ mit dieser Frage quälen Kinder die Eltern auf einer Autofahrt oder Bergtour. Und genau diese Frage stellen sich auch Zuhörer einer Präsentation – online mehr als live. Wenn wir einer Rede zuhören, wollen wir wissen, wo die Reise hingeht und wie die Reiseroute aussieht.

Seien Sie also ein guter Reisebegleiter und geben Sie Ihrem Publikum einen Überblick über Ziel und Struktur Ihrer Präsentation. Es gibt unzählige Arten, eine Rede, Präsentation, Seminar oder Workshop zu strukturieren. Die einfachste ist eine Struktur in drei Akten, die von Aristoteles stammt
oder aber die erfolgreiche Storyteller so formulieren:
“Tell the audience what you’re going to say, - say it; - then tell them what you’ve said.”
Ganz egal, welches Bauprinzip Sie wählen, z.B. die 8 Stufen eines TED-Talks, die AIDA Rede, oder die Sparkline von Nancy Duarte, vergessen Sie nicht, Ihr Publikum mitzunehmen und immer wieder zu informieren, wo Sie sich gerade befinden.

Zeitmanagement ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig. Online fast noch wichtiger als live. Denn auch wenn im Onlinemeeting alles strikt getaktet aussieht, so braucht man doch oft mehr Zeit, als man denkt: die Technik funktioniert vielleicht nicht gleich, Teilnehmer kommen zu spät in die Session … irgendwo verlieren Sie immer ein paar Minuten. Achten Sie also auf ein ausreichendes Zeitpolster.

S wie Sinnlichkeit

Was bleibt hängen von Ihrer Präsentation? Sie als Person? Ihre Geschichten? Der Aufbau Ihrer Rede? Was tatsächlich hängen bleibt, das bestimmen Sie! Denn entscheidend ist, welche Sinne Sie beim Zuhörer aktivieren. Hat Ihr Publikum die Ohren gespitzt („tell me“)? Haben Sie die Augen Ihrer Zuschauer verwöhnt („show me“)? Hat Ihre Präsentation nicht nur Hirn, sondern auch Herz berührt („feel me“)? Wie präsentiert man – online - sinnlich? Hier ein paar Tipps:

  • Stimme: Eine Online-Präsentation ist wie ein Hörspiel … laut und leise, schnell und langsam, hoch und tief … auf keinen Fall monoton.
  • Augenschmaus: Verwöhnen Sie Ihr Publikum mit einer ästhetischen Präsentation. Mit wenig Text, großformatigen Bildern und einem ruhigen Design. Online-Präsentationen brauchen in der Gestaltung noch mehr Klarheit als Folien für ein Live-Publikum. Und Achtung: Animationen in Powerpoint-Charts funktionieren online oft nicht. Legen Sie besser pro Animationschritt eine eigene Folie an. Und auch animierte Gifs und eingebettete Videos laufen online oft nicht. Daher besser weglassen oder unbedingt vorher testen.
  • Mitmachen lassen: Binden Sie Ihr Publikum ein – mit kleinen Umfragen, Abfragen, Ratespielen, moderierter Fragenrunden. Besonders in Online-Veranstaltungen laufen Sie Gefahr, dass Ihr Publikum abgelenkt ist und parallel an anderen Dingen arbeitet, Emails checkt etc. Mit Hilfe von kleinen interaktiven Aktionen und Aufgaben holen Sie Ihre Zuschauer wieder konzentriert an den Bildschirm zurück.
  • Üben Sie – mit Ihrem Publikum: Bei interaktiven Aktionen, Fragerunden und Umfragen muss das Publikum etwas tun – in den Chat schreiben, einen Umfrage-Button drücken, ein Handzeichen geben … doch jedes Software-Tool (Zoom, Adobe Webex, Skype, Microsoft Teams …) ist anders und hat unterschiedliche Funktionen, Menüpunkte und Symbole. Unterweisen Sie Ihre Teilnehmer ausführlich, erklären Sie langsam und genau, was zu tun ist, geben Sie ausreichend Zeit und üben Sie unter Umständen die Nutzung dieser Funktionen.
  • Auf Stumm schalten: Je größer die Teilnehmerrunde, je zahlreicher das Publikum, umso schneller kann Ihre Online-Session chaotisch werden. Schon ab sechs Online-Teilnehmern kann es unübersichtlich werden, wenn alle parallel und durcheinander sprechen, wenn im Hintergrund der Hund bellt, ein Teilnehmer in die Tastatur kloppt und ein Baby schreit. Daher gilt für alle Teilnehmer die Bitte: “Mikrofon auf stumm schalten”. Erinnern Sie Ihr Publikum an diese Regel oder organisieren Sie das zentral.
  • Ach und eines noch … Überraschung! Überraschen Sie Ihr Publikum. Erfreuen Sie mit einem unerwarteten Schlusspunkt, eine kleine Pointe am Ende, die in Erinnerung bleibt.

Zu guter Letzt… P wie Passion, S wie Story, S wie Struktur, S wie Sinnlichkeit und…

T wie Technik

Die meisten Tricks in punkto Technik kennen Sie sicher. Hier einige zur Erinnerung:

  • Kamera auf Augenhöhe: Bocken Sie Ihren Laptop auf - mit einem Stapel Bücher. So blicken Sie nicht nach unten in die Kamera. In Hollywood nennt man das Low-Angle. In der Regel werden die Bösewichte so aufgenommen. Das wollen Sie nicht.
  • Blick in die Kameralinse: Kleben Sie sich ein Post-it neben die Kameralinse. Erinnern Sie sich daran, nicht auf den Bildschirm zu blicken, sondern in die Kamera. Denn auch online gilt: Blickkontakt mit dem Publikum halten.
  • Spot on: Das Licht sollte unbedingt von vorne kommen – nicht von hinten. Sonst sind Sie nur ein schwarzer Schatten. Platzieren Sie zusätzlich eine Lampe neben/hinter dem Computer, der Ihr Gesicht beleuchtet. So wirken Sie freundlich und offen. Sie glauben das nicht? Dann lesen Sie hier nach.
  • Achtung Brillenträger: Geben Sie den Blick frei auf Ihre Augen. Kontaktlinsen sind perfekt. Auf jeden Fall achten Sie darauf, dass Ihre Brille nicht Ihre Augen verdeckt. Und bitte keine Spiegelungen auf den Brillengläsern – ins rechte Licht setzen!
  • Farbe ins Bild: Wie langweilig sind kahle Wände, weiße Hemden oder Blusen. Bringen Sie Farbe ins Bild. Tragen Sie ein farbiges Hemd, Jackett oder Kleid – aber treiben Sie es nicht zu bunt: Knallfarbe ja, aber keine Muster.
  • Ihre Bühne: Alles, was im Hintergrund zu sehen ist, ist Ihre Spielwiese. Dafür haben Sie zwei Möglichkeiten: ein neutraler Hintergrund (einfarbige Fläche, Wand, Vorhang, GreenScreen etc. – verschiedene Anbieter ermöglichen Einblendungen) oder aber Sie zeigen mehr – von sich und Ihrem Office … inszenieren Sie die Bühne hinter sich (wie Lady Gaga und Co. beim Virtual Corona Concert).
  • Bitte nicht stören: Lustig, wenn hinter Ihnen jemand durchs Bild huscht oder der Kater auf Ihren Schoß hüpft. Nicht? Nein. Störungen wirken unprofessionell, machen Sie unkonzentriert und bringen Ihr Zeitmanagement durcheinander. Tür zu, „Bitte nicht stören“ Schild aufhängen und Handy ausschalten!
  • Kontrolle übernehmen: Klären Sie unbedingt, wer der Administrator, wer der Präsenter ist, welche Rolle und Aufgaben Sie haben – außer, dass Sie eine Präsentation halten. Klären Sie, ob Sie gleichzeitig auch für die Technik verantwortlich sind. Klären Sie, ob Sie auch den Chatverlauf und die Fragen der Teilnehmer im Blick haben müssen, oder ob das jemand für Sie übernehmen kann. Klären Sie, wer die Teilnehmer auf „mute“ / stumm stellt oder eine Wortmeldung zulässt.
  • Ruhe bewahren: Und manchmal …da geht dann doch alles schief. Die Bandbreite reicht nicht aus, das Internet ist instabil, Sprecher und Teilnehmer fallen laufend aus der Session, Ihre Präsentation hat sich aufgehängt oder wird zeitverzögert geladen, Sie sind nur abgehackt und undeutlich zu hören, Ihre Präsentation wird gestört und und und … der Probleme gibt es viele. Also: bewahren Sie Ruhe. Die erste Frage ist, ob die Probleme alle betreffen oder nur einzelne. Technische Probleme können nur bei einigen Wenigen auftreten – des wegen muss man noch nicht das ganze Meeting abbrechen. Entweder unterbrechen Sie ganz kurz, gehen auf die individuellen Probleme ein und machen dann weiter. Noch besser ist es, wenn Sie nicht alleine sind, sondern Ihnen ein Administrator zur Seite steht, der sich um diese Probleme kümmert.

    Sind die Schwierigkeiten zu groß, wird die Präsentation für das Publikum zur Qual. Dann sollten Sie zügig und beherzt abbrechen und einen Alternativtermin ankündigen. Besser später gut präsentieren, als ein Publikum leiden lassen. Aber ich hoffe, dass dieser Fall niemals bei Ihnen eintritt. 
Ich hoffe, dieser kleine Ratgeber hilft Ihnen für Ihren nächsten Auftritt im Webinar, in der nächsten Videokonferenz und in der nächsten Online-Veranstaltung. Freuen Sie sich auf Ihren Auftritt und genießen Sie Ihre Präsentation. Schließlich sind Sie der Experte und alle Teilnehmer freuen sich darauf, von Ihrem Input zu profitieren. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Wenn Sie Interesse haben, diese Tipps als Onepager und fertige pdf zu bekommen, dann schicken Sie mir eine kurze email an sammerpetra@gmail.com. Wenn Sie Interesse haben, noch mehr Tipps und Hilfestellung haben – in punkto Rede, Präsentation, Storytelling und Kreativität, dann lernen Sie mich und meine Arbeit doch genauer kennen. Besuchen Sie mich online: https://www.petrasammer.com/seminars/  - Ich freue mich auf Sie, Ihre Petra Sammer



 Photo by Danielle MacInnes on Unsplash

Most Popular Blogposts

Kontakt zu Petra Sammer

Name

Email *

Message *