pssst... popups: Einsamkeit, Homebodys, Dopamin und Memory Hacking



pssst… hier kommen wieder einige „popups“ - popups erscheinen regelmäßig auf Instagram und diesem Blog. Es sind Stories, Memes und Minitrends, über die man aktuell spricht. Eine subjektive Sammlung für Storyteller und Kreative in Marketing und PR, die auf der Suche nach Inspiration für ihre Stories sind. Die Auswahl ist absolut subjektiv und ganz meine Meinung. Los geht’s:

Die Einsamkeit - Epidemie

Laut einer BBC-Umfrage gaben 40 Prozent der Jugendlichen zwischen 16- und 25 Jahren an, dass sie sich oft einsam fühlen. Jeder dritte Millennial in Deutschland fühlt sich heute einsamer als noch vor sechs Jahren. Angeblich sind über 42 Millionen Menschen weltweit im Alter über 45 von der „Epidemie Loneliness“ betroffen. Und angesichts der wachsenden Zahl der Singlehaushalte in Megastädten betrifft dieses Problem bald jede Altersklasse. Dabei hatten wir doch so große Hoffnungen in Social Media und Co, dass wir uns besser vernetzen können und in Kontakt bleiben, neue Freunde und Fans gewinnen und uns eigentlich – und im Gegenteil – gar nicht mehr einsam fühlen müssen. Doch Digital-Experten weltweit schlagen Alarm. Schon letztes Jahr widmeten sich zahlreiche Panels und Keynotes der Digitalkonferenz South by South West 2019 in Austin diesem Thema. Heute hofft die „Generation Loneliness“ auf mehr Human Touch, mehr Humor und mehr Achtsamkeit… um all die Einsamkeit trotz Likes, Shares, Herzchen und Daumen hoch zu ertragen.

Homebody - Trend

„Du, ich komm heute doch nicht. Ich mach mir´s daheim gemütlich.“ Der Journalist Jan Stremmel machte jüngst in der Süddeutschen auf ein Phänomen aufmerksam, dem die junge Generation der Generation Z und auch Generation Y wohl verfallen ist: er nennt sie „Homebodys. Nun das Urban Dictionary nennt da so. Und damit sind Menschen gemeint, die lieber gemütlich – und auch etwas langweilig – zu Hause bleiben, anstatt das Abenteuer zu finden, die Party zu rocken oder einfach nur die Freunde auf ein Bier zu treffen. Schlimmer noch scheint es zum Trend zu werden, zunächst zugesagt Verabredungen und Dates dann kurz vor knapp und spontan abzusagen. Einfach „weil man es kann“ und um sich seiner „Autonomie“ und „Unabhängigkeit“ zu versichern. Als hätte man die ständigen Partys gar nicht nötig. Der dänische Psychologe Svend Brinkmann nennt dies in seinem aktuellen Buch „Joy of Missing Out“ – JOMO ist also das neue FOMO (Fear of Missing Out). Oder man könnte mit Stremmel auch sagen: „Biedermeier is back.“ 


Vertical - Hype

Das aktuelle Modelwort, denn es scheint so, dass alles „vertical“ geht. Man will also hoch hinaus. „Vertical“ ist das Gegenteil von „horizontal“ und das trifft vor allem „Vertical Living“. Denn da die Großstädte immer mehr Zuzug erfahren und der Platz kostbar wird, ist eben der Himmel das Limit. Städteplaner und Architekten überbieten sich in kreativen Vorschlägen, wie man den Platz nach oben besser nutzen kann. Und diesem Trend folgt nun sogar die Landwirtschaft. Denn „Vertical Farming” bringt den Kartoffelacker ganz nach oben - auf das Dach eines Wolkenkratzers oder der Salat wird in hängenden Gärten entlang von Häuserfassaden geerntet. Die Veteranin der Foodtrends, Hanni Rützler, sieht Lebensmittel stark im Wandel. Nicht nur geht es auf unseren Tellern steil nach oben und die Portionen türmen sich in die Höhe, sondern auch die Lebensmittelproduktion orientiert sich nach oben. Vertical ist auch eines der derzeit meistdiskutierten Trends im Bereich Storytelling. Smartphones sind der Grund, warum sich Filmemacher ihr Wunschformat – „Panorama“ – abgewöhnen und die Leinwand kippen. Da hilft es nichts, wenn man behauptet, dass Kinoleinwände ja auch Breitband sind (zum Beispiel die amerikanische ratio 1,85:1) und Powerpoint ja auch schöner aussieht quer in 16:9. Denn wer geht heute schon noch ins Kino und alle anderen erliegen doch täglich „Death by Powerpoint“. Also: das neue Format für Storyteller ist hochformat. Und die Geschichtenerzähler in Japan und China machen es längst vor, denn dort liest man seit Jahrhunderten von Schriftrollen: in Hochformat.

(Übrigens sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, auch Vertikales Marketing zu erwähnen. Das ist kein Trend, sondern BWL. Diese Art des Marketings berücksichtigt die ganze Vermarktungskette - nicht nur den Endverbraucher, sondern auch den Großhändler und Händler dazwischen. Und bitte nicht verwechseln mit dem englischen „vertical marketing“. Das konzentriert sich nämlich auf eine kleine Nische an Verbrauchern anstatt sich an eine breite Zielgruppe zu wenden. Feiner Unterschied!) 

Dopamin Economy - Trend

„Physischer Hunger kann gestillt werden; Essen macht satt. Erlebnishunger hingegen ist unersättlich. Konsum dient dazu, Bedürfnisse zu befriedigen. Erlebniskonsum hingegen dazu, die Befriedigung zu vertiefen. Ein endloses Spiel – wenn es gut gespielt wird, geht es ewig weiter, und jeder spielt mit, um die guten Gefühle am Laufen zu halten. Die neue Spielart des Erlebniskonsums wird auch als «Dopamin-Economy» bezeichnet, da der menschliche Körper und das Hirn zur wichtigsten Produktionsstätte der Wirtschaft werden.“ So steht es in der GDI-Studie „Das Ende des Konsums“, die anschaulich zeigt, wie Markenunternehmen und Handel erfolgreich mit dem Glückshormon spielen und wie wir durch geschickte Feedbackschleifen immer weiter zum Konsum angeregt werden. Das schöne daran: es macht uns als Konsumenten glücklicher. All diese positive Bestätigung durch Selbstoptimierungs-Apps, durch Service-Boots und kleine Nudging-Streicheleinheiten – aber macht uns das auf Dauer wirklich glücklich? Die Zeit wird zeigen, wie sehr die Dopamin Economy von Dauer ist. 

Memory Hacking

»Ich hacke Ihr Gedächtnis«, sagt Julia Shaw, Kriminalpsychologin der Londoner South Bank University. Und tatsächlich gelingt es Shaw, gefälschte Erinnerungen in fremde Gehirne zu schmuggeln – mit Hilfe von Storytelling. In nur drei, vier Sitzungen macht Shaw ihren Testpersonen weiß, sie seien während der Schulzeit auf Mitschüler aggressiv losgegangen oder hätten als Jugendliche etwas gestohlen und die Eltern mussten die Polizei rufen. Dabei ist alles frei erfunden, aber »gehackt und implantiert« von der Kriminalpsychologin. Shaws Methode hat eine Erfolgsquote von bis zu 70 Prozent. »Eine Erinnerung ist ein Netzwerk aus Gehirnzellen«, schreibt Shaw in ihrem Buch »The Memory Illusion«. »Dieses Netzwerk, das sich über verschiedene Gehirnregionen erstreckt, wird ständig aktualisiert. Seine Funktion ist wichtig für uns und hilft uns zum Beispiel, Neues zu lernen und Problemlösungen zu finden. Das Netzwerk kann aber auch manipuliert werden. Jedes Mal, wenn du eine Geschichte erzählst, veränderst du deine eigene Erinnerung daran. (...) Manchmal werden neue Details hinzugefügt, kleine Informationsschnipsel, die du vielleicht von jemand anderem gehört hast. (...) Bilder und Geschichten werden ganz schnell internalisiert«, so Shaw. Mit einer einzigen Rede wird es zwar nicht gelingen, das Gedächtnis des Publikums langfristig zu überschreiben, und doch zeigt „Memory Hacking“, welch mächtiges Werkzeug Storytelling sein kann. Storytelling ist bei Weitem nicht nur »erzählen«. Geschichten schaffen Erlebnisse. Herausragende Redner präsentieren nicht, sie schaffen Erlebnisse. Erlebnisse, die vom Zuhörer so verinnerlicht und angenommen werden können, dass er sie sein Eigen nennt. (zitiert aus „Whats your Story? Leadership-Storytelling für alle, die etwas bewegen wollen“ von Petra Sammer, O´Reilly Verlag 2019)
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Drei Kreativtipps zum Schluss:

  • Sie sind auf der Suche nach Trends? Da kann Google helfen. Auf der Plattform Think with Google gibt es jede Menge Inspiration, Markttrends, Kundentrends, Insights und Ideen, die als Startpunkte für Brainstormings helfen können.
  • Im Dunkeln denkt es sich besser. Kein Witz. Die TU Dortmund hat herausgefunden, dass komplette Dunkelheit den Denkprozess fördert und damit auch die Suche nach Ideen. Kann man hier schön nachlesen. Bestätigen kann ich das aus eigener Erfahrung. Als Kreativchefin habe ich bei meiner damaligen Agentur Ketchum einige Brainstormings im Dunkeln durchgeführt. Mit Erfolg (und jeder Menge Spaß). Das kann man sich hier sogar ansehen.
  • Inspiration für gute Film- und Storyideen und wie man diese auch erfolgreich umsetzt, bietet der kreative Filmworkshop „Frau Maier, wir brauchen mehr Bewegtbild, den Filmemacher Philipp Lenner und ich gemeinsam am 10. März in Stuttgart durchführen. Es gibt noch Restkarten für die 5 Stunden vollgepackten Stunden. Anmeldung und Infos gibt es hier: https://langundlenner.de/fraumaier/

pssst... Sie wollen nochmal reinhören? Gerne hier:




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