pssst... popups: Bekenntnisse, Comfort Binge, Play vs Game, Whats your Story & Change



pssst… popups erscheinen regelmäßig auf Instagram und diesem Blog. Es sind Stories, Memes und Minitrends, über die man aktuell spricht. Eine subjektive Sammlung für Storyteller und Campaigner in Marketing und PR, die auf der Suche nach Inspiration sind. Die Auswahl ist absolut subjektiv und ganz meine Meinung.

 “Ich bekenne mich schuldig … öffentlich“ - Trend


Der Filmwissenschaftlerin Nathalie Weidenfeld ist etwas Interessantes aufgefallen: groß im Trend ist jetzt das Beichten. Ja, richtig gehört. Man entschuldigt sich mehr und mehr in der Öffentlichkeit und gesteht seine Fehler ein. Nicht nur Privatpersonen tun das, sondern auch Manager, Politiker und Prominente. Spannend ist, dass Weidenfeld eine Parallele zu den Puritanern des 17. Jahrhunderts zieht, denn damals wurden Gläubige angehalten, in der Kirche, vor der ganzen Gemeinde, ihre Sünden zu beichten. Die Beichte war nicht nur Erlösung für den Büßer (und ein Spektakel für die Zuhörer), „die Entäußerung des Selbst vor der Gemeinde wurde damit belohnt, dass der Bekennende daraufhin als vollwertiges Mitglied der Gemeinde aufgenommen wurde,“ so Weidenfeld in derSZ.

Und die Wissenschaftlerin bemerkt auch, dass die Puritaner ihre helle Freude an Facebook und Co. gehabt hätten – so viel Bekenntnis, wie sich dort findet. Sie fordert daher ein „Recht auf Opakheit“, ein Recht auf „Geheimnisse“. Denn Menschen sollten nicht daran gemessen werden, wieviel sie bereit sind von sich „preiszugeben“, sondern sollten auch das Recht haben, „etwas zurückzuhalten“.

“Comfort Binge“ – Trend


Endlich hat die Gewohnheit einen Namen. Das, was allabendlich in eben den Wohnzimmern passiert, in denen schon eine ganze Weile Netflix oder einen anderen Streamingdienst zu hause ist. Die Autorin Alexis Nedd nennt das Phänomen „Comfort Binge“. Gemeint ist die Tatsache, dass man trotz größtmöglicher Auswahl an Serien, Filmen, Dokumentationen per Click, nach einem stressigen Abend doch immer wieder zu den gleichen Serien zurückkehrt und das guckt, was man ohnehin schon kennt. Anscheinend geht es bei der Abendunterhaltung nicht darum, Neues zu entdecken oder gar überrascht zu werden, sondern gewohnte Figuren, Settings und Stimmen sollen uns berieseln und beruhigen. „Es geht um Vergnügen mit minimalem Aufwand“, so Nedd. Und dies erklärt auch, warum sich so viele Paare am Abend schwertun, sich für eine neue Serie zu entscheiden und nach langem Durchclicken und Diskutieren, doch wieder beim Altbewährten landen. Medienkritiker sehen hinter diesem Verhalten auch eine gewisse „Netflix Müdigkeit und Überdruss“ („Netflix tired“). Die Unfähigkeit, aus großer Auswahl zu wählen, nennt Psychologe Barry Schwartz in seinem TED-Talk das „Paradoxon derWahlmöglichkeit“. Seine These: jede besser die Optionen sind, aus denen ein Mensch auswählen kann, umso schwerer fällt ihm/ihr die Wahl. Das ist auch ein Grund, warum mache Shops die Auswahlmöglichkeiten bewusst reduzieren. Studien haben ergeben, dass die Käufer mit kleinerer Auswahl wesentlich zufriedener sind, weil sie sich ohne großen Aufwand schnell einen Überblick verschaffen können und nicht das Gefühl haben, bei zu großer Auswahl eventuell ein noch besseres Angebot übersehen oder verpasst zu haben.  

“Play“ ist nicht “Game“ – Fachbegriff


Während es im Deutschen nur einen Begriff für „Spiel“ gibt, ist im Englischen eine Differenzierung möglich. So betont der dänische Spielwissenschaftler Bo Kampmann Walther, dass es einen Unterschied gibt zwischen „Play“ und „Game“: „Play“ steht für ein Spiel, dass Fantasie und Vorstellungsvermögen erfordert. Die Spieler agieren in einem lose organisierten Terrain, in dem man experimentieren und ausprobieren kann („Alles ist möglich“). In einem „Game“ dagegen gibt es  Regeln, die das Spiel räumlich und zeitlich strukturieren und in dem die Spieler angehalten sind, im Rahmen der definierten Grenzen zu agieren. Hier geht es weniger um Imagination, sondern eher um Wettbewerbsgeist. Im „Game“ geht es um Glück und Taktik, um ein nächstes Level oder eine Belohnung zu erreichen. Doch ganz egal ob „Play“ oder „Game“ – laut dem niederländischen Historiker Johan Huizinga (1872 – 1945) ist das Spielen entscheidendes Element aller Kulturen: Sprache, Mythos, religiöse Kults, Kriege, Künste und Wissenschaften – sie alle haben ihren Anfang im spielerischen Umgang mit der Welt. „Wer spielt, übt Leben“ schreibt Rebekka Reinhard in „Hohe Luft“: „Spiele eröffnen einen freien, unbelasteten Möglichkeitsraum innerhalb und neben der realen Welt. Sie regen nicht nur die Fantasie an, sie trainieren auch unsere Sozialkompetenz und wecken unseren Siegeswillen.“ Also: los, gehen Sie spielen!
 

“Whats your Story?“ – Buchtipp


Wenn Führungskräfte Geschichten erzählen, dann ist das nicht eine plötzliche Mode oder ein aktuell gehyptes Führungskräfteprinzip, sondern eine uralte Kommunikationstechnik, die bereits seit Jahrhunderten Team- und Projektleitern hilft, um ihre Mannschaft und ihr Team zu vereinen und auf ein Ziel einzuschwören. Gerade in Zeiten von VUCA, Agilität und New Work erweist sich diese Technik als topaktuell. Wie genau Manager, Führungskräfte und Teamleiter Storytelling im Projektalltag einsetzen können, das erfahren Sie in „What´s your Story? – Leadershipstorytelling für alle, die etwas bewegen wollen“. Erschienen 2019 im O´Reilly Verlag. Erhältlich in jeder guten Buchhandlung und auf amazon.
Übrigens: Ich freue mich auf Ihre Rezension – sagen Sie mir gerne Ihre Meinung.


”Die Zeiten ändern sich“ – Trend


Wie sich die Zeiten doch ändern. Wir leben im „Change-Zeitalter“ – seit der Industrialisierung und den Gründerzeiten Ende des 19. Jahrhunderts gab es kaum eine Epoche, die uns so viel Veränderung abverlangt. Es gilt umzudenken. Aber wo genau? Hier ein paar Beispiele:

Aus „Zwang“ wird „Motivation“ wird „Intrinsik“: Karl Marx klagte noch an, dass Arbeiter und Arbeiterinnen in Fabriken zur Arbeit gezwungen wurden. Seit Henry Ford wissen wir, dass Arbeit auch etwas mit Motivation zu tun haben kann (und mit höheren Löhnen). Heute wird extrinsische Motivation vom Ideal der intrinsischen Motivation abgelöst: Mitarbeiter sollen sich in ihrem Job selbstverwirklichen. Ein Ideal, das seine Wirkkraft in der Realität allerdings noch beweisen muss.

Aus „Management“ wird „Leadership“ wird „Selbstorganisation“: Jack Welch galt lange als Vorzeigemanager. 1981 bis 2001 führte er GE mit starker Hand. „Fix it, sell it, close it“ war eines seiner Motti. Doch der Glanz des starken, einsamen Managers verflog zugunsten eines Leaders mit Visionen. Steve Jobs wurde zum neuen Leadership-Vorbild. Doch auch er war ein einsamer Wolf, der kompromisslos seine Meinung im Unternehmen durchsetzte und seine Meinung über die Meinung seiner Mitarbeiter stellte. Heute ist auch dieser Stil schwer umstritten, denn Mitarbeitern wird heute mehr und mehr Verantwortung übertragen. Das selbstorganisierte Team gilt als neues Credo.

Aus „Perfektion“ wird „Schnelligkeit“ wird „Resilienz“: Tom Petersen predigte 1982 in seinem Buch „In Search of Excellence“ die Bedeutung von Perfektion und Spitzenleistung und erhob beides zu den zentralen Führungszielen. Doch die Schnelllebigkeit des Internets und der Digitalisierung hebelte dieses Modell bald aus: „Perpetual Beta“ hieß bald das neue Credo aus dem Silicon Valley, das mit dem Agilen Manifest ein neues Glaubensbekenntnis für Schnelligkeit und Mut zum Livetesting niederschrieb. Doch auch dieses scheint bald schon wieder abgelöst. Neuer Fokus liegt heute auf „Resilienz“ und Krisenfestigkeit. Die Zeiten, in denen wir leben sind so volatil, dass man sich vor allem wappnen muss, um flexibel auf wirklich alles vorbereitet zu sein.

Aus „Kommando“ wird „Kooperation“ wird „Kollaboration“: Schon 490 v.Chr. brachte ein kooperativer Führungsstil den Griechen den Sieg über die persische Armee. Der griechische Heerführer Xenophon hatte im Team - gemeinsam mit seinen Offizieren - eine Kampftaktik entwickelt, während die Perser auf ihren einzigen Heeresführer vertrauten – der dann eben den Überblick verlor und auch die Schlacht. Das alte „Command & Control“ wird heute mehr denn je begraben. Kooperatives Handeln wird belohnt. Doch auch diese Strategie unterliegt dem Wandel, denn schnelles und volatiles Arbeiten kann nicht mehr alle in Entscheidungen gleichwertig und kooperativ einbeziehen – Kollaboratives Arbeiten und Vernetzung sind daher die Basis von „New Work“.

Die Geschichte zeigt: nur eines ist beständig: der Wandel selbst. Also, bleiben Sie wachsam und verpassen Sie nicht, sich zu wandeln.


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